Aus der badischen Geschichte.
I. Baden in der Zeit der Nömerherrschaft.
Unter ber Regierung bes Kaisers Augustus eroberten bte
Römer bas sübliche Deutschlanb. Die beutschen Bewohner bes
Lanbes würben hierburch zur Auswanbernng gezwungen. Der sub-
westliche Teil hieß bas Zehntlaub unb würbe von Einwanderern
aus Gallien unb von ausgebienten römischen Solbaten bewohnt,
welchen Grnnbstücke angewiesen worben waren.
Das Zehntlanb war im Süben unb Westen vom Rhein, im
Osten von ber Iller unb ber Donau begrenzt. Im Norbosten war
bte Grenze ein aus Pfahl- unb Manerwerk errichteter Wall, welcher
sich von Regensburg norbwestlich bis in bte ©egenb von Köln
hinzog. Der Grenzwall bitbete zugleich eine Schutzwehr gegen bie
seinblichen beutschen Stämme. Anßerbem war für bte Sicherheit
bes Lanbes burch Warttürme unb viele größere unb kleinere
Festungen*) gesorgt, welche teils am Grenzwall, teils an passenben
Stellen im Innern bes Zehntlanbes angelegt unb mit Besatzungen
versehen waren.
Durch bie römischen unb gallischen Ansiebler würbe bas Laub
sorgfältig bebaut; sie brachten handliche Ackergeräte, gute Vieh¬
rassen, bessere ©etreibearten, ferner ebles Obst unb bie Weinrebe,
feine Gemüse urtb Gewürzkräuter mit unb betrieben ben Lanbbau
mit Geschick unb Umsicht. Von ihren Nachkommen haben später
bie beutschen Bewohner bes Landes die Feldwirtschaft, den Wein¬
bau und die Obstbaumzucht erlernt. Daher kommt es auch, daß
wir so viele Gegenstände der Landwirtschaft mit Wörtern benennen,
die aus der römischen Sprache stammen, wie Keller. Speicher,
Kammer, Sichel. Flegel, Striegel, Kelter, Karren, Pferd, Jauchert,
Sester, Wein, Most, Öl, Butter, Käse it. a.
Für bett Verkehr war burch wohlangelegte Straßen gesorgt,
welche mit Meilensteinen versehen waren. Die Hauptstraße zog
burch bas Rheinthal von Basel bis nach Labenburg; von ihr
zweigten sich Seitenstraßen ab burch alle größeren Thäler bes
Schwarzwalbes.
*) Kastelle — daher an mehreren Orten unseres Landes der Name
Kastelberg.