Full text: Bis zum Interregnum (Teil 1)

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f) Häusliche Arbeiten. Mit der Beschaffung von Nahrung, 
Kleidung und der nötigen Geräte hingen verschiedene häusliche 
Arbeiten zusammen. Ein Leben regelmäßiger Arbeit kannten die 
Germanen, wie die Völker auf den niederen Stufen der Entwick¬ 
lung überhaupt, allerdings noch nicht. Zur Arbeit veranlaßte den 
Menschen in frühester Zeit nur der Mangel, nämlich der Mangel 
einer Unterkunftsstätte und des nötigen Hausrats, der Maugel von 
Nahrung und Kleidung. Bei den Germanen war es nicht anders. 
Man kannte auch den Grundsatz der Arbeitsteilung nicht. Es gab 
noch keine besonderen Handwerker; daher war jeder Haushalt auf 
sich selbst angewiesen und mußte das Nötigste sich selbst beschaffen. 
Deshalb trug alle Arbeit den Charakter der Unvollkommenheit 
und der Schwerfälligkeit an sich. 
Für die häuslichen Arbeiten kamen in erster Linie die Frauen 
und Töchter in Frage, Greise und Kinder unterstützten sie dabei. 
In großen und vornehmen Haushalten standen ihnen eine größere 
oder geringere Anzahl von Mägden und für die gröbere Arbeit 
auch Knechte zur Seite. Diesen kam dann vor allem die Verpflegung 
des Stallviehs zu. Die langweiligste und alltäglich wiederkehrende 
Arbeit war für das weibliche Gesinde das Mahlen der Getreide¬ 
körner, um Mehl für Brei und Grütze zn beschaffen. Man benutzte 
dazu zwei Steine, von denen der eine der mit der Hand in Be¬ 
wegung gefetzte Reiber war. Erst von den Römern lernte man 
die Einrichtung von Wassermühlen kennen, die für die einzelnen 
Haushaltungen eine wesentliche Entlastung bedeuteten. Vornehmere 
weibliche Arbeiten, an der sich immer auch die Hausfrauen selbst 
beteiligten, waren die Gewinnung und Verarbeitung des Flachses 
und Hanfes und die Herstellung der Kleidung. Spinnen und 
Weben find daher uralte Arbeiten des germanischen Hauses, und 
wie eng sie mit dem Leben unsers Volkes verknüpft waren, davon 
zeugen zahlreiche Sagen, in denen vom Spinnen der Frauen und 
Mädchen erzählt wird. Von alters her bildete es an den langen 
Winterabenden die wichtigste Beschäftigung, und ein gut Stück 
deutscher Poesie hat die Spinnstube zu ihrem Mittelpunkt. Erst 
das 19. Jahrhundert hat das Spinnen aus dem deutschen Hause 
verdrängt und die uralten Geräte Spindel und Webstuhl in die 
Rumpelkammer verwiesen. 
Die Frauen verstanden aber nicht nur die Herstellung der 
Stoffe, sondern auch das Zusammennähen derselben zu Kleidungs¬ 
stücken. Auch in den vornehmsten germanischen Häusern, sogar
	        
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