— 21 —
f) Häusliche Arbeiten. Mit der Beschaffung von Nahrung,
Kleidung und der nötigen Geräte hingen verschiedene häusliche
Arbeiten zusammen. Ein Leben regelmäßiger Arbeit kannten die
Germanen, wie die Völker auf den niederen Stufen der Entwick¬
lung überhaupt, allerdings noch nicht. Zur Arbeit veranlaßte den
Menschen in frühester Zeit nur der Mangel, nämlich der Mangel
einer Unterkunftsstätte und des nötigen Hausrats, der Maugel von
Nahrung und Kleidung. Bei den Germanen war es nicht anders.
Man kannte auch den Grundsatz der Arbeitsteilung nicht. Es gab
noch keine besonderen Handwerker; daher war jeder Haushalt auf
sich selbst angewiesen und mußte das Nötigste sich selbst beschaffen.
Deshalb trug alle Arbeit den Charakter der Unvollkommenheit
und der Schwerfälligkeit an sich.
Für die häuslichen Arbeiten kamen in erster Linie die Frauen
und Töchter in Frage, Greise und Kinder unterstützten sie dabei.
In großen und vornehmen Haushalten standen ihnen eine größere
oder geringere Anzahl von Mägden und für die gröbere Arbeit
auch Knechte zur Seite. Diesen kam dann vor allem die Verpflegung
des Stallviehs zu. Die langweiligste und alltäglich wiederkehrende
Arbeit war für das weibliche Gesinde das Mahlen der Getreide¬
körner, um Mehl für Brei und Grütze zn beschaffen. Man benutzte
dazu zwei Steine, von denen der eine der mit der Hand in Be¬
wegung gefetzte Reiber war. Erst von den Römern lernte man
die Einrichtung von Wassermühlen kennen, die für die einzelnen
Haushaltungen eine wesentliche Entlastung bedeuteten. Vornehmere
weibliche Arbeiten, an der sich immer auch die Hausfrauen selbst
beteiligten, waren die Gewinnung und Verarbeitung des Flachses
und Hanfes und die Herstellung der Kleidung. Spinnen und
Weben find daher uralte Arbeiten des germanischen Hauses, und
wie eng sie mit dem Leben unsers Volkes verknüpft waren, davon
zeugen zahlreiche Sagen, in denen vom Spinnen der Frauen und
Mädchen erzählt wird. Von alters her bildete es an den langen
Winterabenden die wichtigste Beschäftigung, und ein gut Stück
deutscher Poesie hat die Spinnstube zu ihrem Mittelpunkt. Erst
das 19. Jahrhundert hat das Spinnen aus dem deutschen Hause
verdrängt und die uralten Geräte Spindel und Webstuhl in die
Rumpelkammer verwiesen.
Die Frauen verstanden aber nicht nur die Herstellung der
Stoffe, sondern auch das Zusammennähen derselben zu Kleidungs¬
stücken. Auch in den vornehmsten germanischen Häusern, sogar