Full text: Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung

156 21. Die Schlacht bei Adrianopel und weitere Kämpfe. 
Vorhut Hutten sich thöricht genug in ein Handgemenge mit 
den gegenüberstehenden Feinden eingelassen und mußten sich 
» mit blutigen Köpfen zurückziehen, ein übles Vorzeichen für den 
Erfolg der Schlacht. Das Getümmel hinderte Richomer weiter 
vorzuschreiten; und in demselben Augenblicke sausten auch die 
ostgotischen Reiter aus den Bergschluchten schnell wie der Blitz 
herbei. Fridigern hatte seinen Zweck erreicht, die Römer 
hatten durch nutzlose Verhandlungen die beste Zeit verloren. 
Von allen Seiten begann nun die Schlacht. Vor dem 
furchtbaren Anstürmen der Goten wichen gleich anfangs die 
Römer zurück. Aber die ermutigenden Zurufe der Feldherren 
brachten sie wieder zum Stehen, und das Schlachtgewühl 
schwoll wie eine Feuersbrunst an. Wütend stießen die feind¬ 
lichen Reihen aufeinander. Der linke Flügel der römischen 
Reiter drang fast bis zur Wagenburg vor, aber er blieb ohne 
Unterstützung und wurde deshalb von den allenthalben ein¬ 
stürmenden Goten erdrückt. Das Fußvolk stand nun ohne 
Deckung da, und so eng waren die Scharen zusanimengedrängt, 
daß die Soldaten kaum das Schwert ziehen und die Hände 
rühren konnten. Der Himmel war von Staubwolken ver¬ 
hüllt, betäubendes Geschrei erfüllte die Luft. Überall brachten 
die Geschosse Verderben, weil keiner sie kommen sah und sich 
decken konnte. Flucht war in der fürchterlichen Enge un¬ 
möglich. Die Felder füllten sich mit Leichenhaufen. Die 
Seufzer der Sterbenden klangen schrecklich an die Ohren der 
Gesunden. Schwarzes, geronnenes Blut bedeckte den Boden 
weithin, und der Fuß der Streiter glitt auf dem schlüpfrigen 
Schlamm aus. 
Die Sonne neigte sich zum Untergang. Mit neuer Wut 
stürmten die Goten heran, da war es mit der Widerstands¬ 
kraft der unglücklichen Römer zu Ende. Wem seine Glieder 
noch gehorchten, der wandte sich zur Flucht. Es waren nur 
elende Trümmer des Heeres, die flohen. Die ganze Armee 
war nicht nur geschlagen, sie war vernichtet. „Seit dem Un¬ 
glückstage von Cannä," ruft der Geschichtschreiber Ammian 
aus, „hat unser Staat keine größere Niederlage erlitten." 
Kaiser Valens, der tapfer mitgesochten hatte, wurde in der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.