Full text: Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung

38. Alboin, der Langobardenkönig. 
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Gewalt in sein Reich. Vergebens forderte Kunimund seine 
Tochter zurück. Der Kampf brach wieder aus. Anfangs 
waren die Langobarden siegreich, doch zuletzt behielten die Ge- 
piden, vom Kaiser Justin, Justinians Nachfolger, unterstützt, 
die Oberhand, und Alboin mußte Rosamunde ihrem Vater 
zurücksenden. Er war indes der Mann nicht, eine Niederlage 
ungerächt zu lassen. Deshalb schloß er einen ewigen Bund 
mit den gefürchteten Avaren, einem wilden tatarischen Reiter¬ 
volke, den östlichen Nachbarn der Gepiden, um mit ihnen ge¬ 
meinsam die letzteren zu vernichten. Alboin eröffnete den 
Krieg, indem er in das Gepidenland einfiel. Als aber Kuni¬ 
mund eilig auszog, um die Langobarden zu schlagen, fielen 
hinter seinem Rücken die Avaren in sein Reich. Erschüttert 
vernahm der König die Kunde; er erkannte, daß der Gepiden 
Ende nahe sei. Dennoch ermahnte er die Seinigen, erst den 
Streit mit den Langobarden zu wagen. So kam es zur 
Schlacht. Nach heißem Ringen blieben die Langobarden 
Sieger, und so furchtbar wütete das Schwert, daß das große 
Gepidenvolk fast völlig vernichtet wurde. An 40000 Mänuer 
fielen, unter ihnen auch König Kunimund, den Alboin im 
Zweikampf erschlagen hatte. Alboin ließ dem Leichnam das 
Haupt abschlagen und sich aus dem Schädel eine Trinkschale 
machen. Unter einer großen Schar Gefangener führte er auch 
Rosamunden mit sich und erhob sie zu seiner Gemahlin. Un¬ 
ermeßlich war die Beute, die die Langobarden machten; die 
unglücklichen Gepiden aber waren für immer darniedergeschmettert. 
Die, welche den Vernichtungskampf überlebten, unterwarfen 
sich teils den Langobarden, teils gerieten sie in die Knecht¬ 
schaft der grausamen Avaren. 
So hatte sich wieder einmal der alte Fluch, der seit den 
Zeiten Armins bis auf unser Jahrhundert herab aus unfern 
Vorfahren lastete, erfüllt, daß sie zur Freude ihrer Feinde die 
Waffen gegen Glieder ihres eigenen Leibes kehrten, daß Bruder¬ 
stamm gegen Bruderstamm in grimmigem Hasse wütete; denn 
es war deutsches Heldenblut, das in der großen Gepiden- 
schlacht von Deutschen vergossen ward. In Konstantinopel 
frohlockte man laut bei der Kunde, daß das gefährliche Ger-
	        
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