Full text: Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang

2 Kap. 1. § 1—3. Ursprung und Verhältnis der Deutschen zu ihren Nachbarstämmen. 
Entdecker, der massilische Grieche Pytheas, um 320 b. Chr. schon vor¬ 
fand. Hier haben sie sich durch alle Jahrhunderte hindurch als ein mit 
den Germanen und Slaven im allgemeinen verwandter, aber im besonderen 
wieder grundverschiedener Stamm, unter allen großen Veränderungen und 
Bewegungen, die um ihn herum vorgegangen sind, wenig über ihre ur¬ 
sprünglichen Sitze ausgebreitet. Ihre Sprache war eine selbständige und 
umfaßte die nun ausgestorbene altpreußische, die littauische und die 
kurisch-lettische Mundart. 
Die übrigen drei Stämme — Kelten, Germanen und Slaven — 
sind nicht bloß in Mitteleuropa, sondern in Europa überhaupt nach Menge 
und Ausbreitung die größten und wichtigsten Völker. Sie hatten unter 
sich sowohl gleiche Lebensweise, indem sie in dem Uebergange vom 
Nomadenleben zur Cultur begriffen waren, als auch große Aehnlichkeit der 
Körperbildung, welche insbesondere bei den Kelten und Germanen 
durch starken, langgestreckten Körperbau und röthliches (goldgelbes) 
Haar hervortrat; desohngeachtet sind alle drei Stämme in den wesentlichen 
Merkmalen der Volkseigentümlichkeit, der Sprache und des Glau¬ 
bens, wieder deutlich von einander unterschieden. 
Im Westen von Mitteleuropa hatte sich der keltische Stamm, im Osten 
der slavische, in der Mitte zwischen beiden der germanische Stamm fest¬ 
gesetzt. 
3. Der Kelten weitverbreiteter Name gehörte ursprünglich nur einem 
Zweige dieses mitteleuropäischen Weststammes an, wurde aber nachher 
auf den ganzen Stamm mit allen seinen Zweigen übertragen. 
Denn aus dem ganzen großen Stamme wurden nur die Namen Gallier, Galater, 
Belgen, Britannen gehört. Diejenigen Kelten, welche nach ihrem Zug über die Alpen 
dem Römer zuerst ausstießen, hieß er (Ballier, und der Name Galli ist nichts anderes, 
als der durch die Griechen genauer gegebene Name raXaxai od. KeX-ca-.. 
Kelten, die gleich den andern Jndogermanen aus Asien stammen, haben 
lange unter diesem Namen in demjenigen Theile des jetzigen Frankreichs, 
der zwischen der Rhone, der Garonne, dem Ocean und der Grenze der 
alten Belgen liegt, eine selbständige Existenz gehabt. Die Stammkelten 
bestanden aus den Völkern zwischen der Seine und Loire, den Völkern 
zwischen der Loire und Garonne und den Völkern an der Rhone und ihren 
Umgebungen. 
Unter ihnen sind die wichtigsten die Sequatter, westlich vom Arar (ber Saone) bis 
zum Jura unb ben Vogesen, unb bie Häduer, nörblich von ber Saone bis zur Loire. 
Aus diesem ihrem Stammlande ausziehend, machten die auswandernden Kel¬ 
len den Anfang zu den Bewegungen in Europa. Durch die Wanderzüge breiteten 
sich die Kelten von Westen nach Osten über andere Teile Europa's aus, so daß sie 
außerhalb ihres Stammlandes erscheinen als iberische Kelten (Celtiker, aus der 
Westküste Jberiens ober Spaniens, unb Seitiberer, vorzüglich auf ben Hochebenen 
dieses Landes); als italische Kelten (nördlich und südlich vom Po, unter dem Namen 
cisalpinische Gallier); als Alpenkelten (in den Alpen und deren Umgebungen, unter 
der besonderen Benennung Rätier, Vindeliker, Noriker unb Carner); als 
Donaukelten, als illyrische Kelten, als macedonisch-thracische Kelten, sogar 
als kleinasiatische Kelten (in Galatia oder Gallogräeia). 
Zum großen Keltenstamm gehörten ursprünglich auch die Belgen, die 
Britannen, die Kaledonier und die Iren. 
Die Beigen, ein Zweigstamm von siebzehn Völkern keltischer Mundart, saßen 
zwischen der Marne, Seine, dem Ardennerwald, betn Meere unb bem 
Nieberrhein. Die mächtigsten unter ihnen waren die servier in Sübbrabant bis
	        
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