134 Kap. 21. § 108. Kaiser Heinrich IV. (Worms, Schutz u. Stütze des Kaisers.)
dies ein neuer .Fallstrick für ihn fein sollte, gab er (von Würzburg aus)
feine Zustimmung zu diesem Vertrag und entließ feine Mannschaft, die er
bereits zum Zuge gegen die Sachsen gesammelt hatte; allein der Auf¬
stand verbreitete sich inzwischen immer weiter über ganz Sachsen und
Türingen.
Als hierauf König Heinrich. Franken und Baiern durchreifte, fand er
überall die Stimmung gegen sich, ja als er in Nürnberg mit Rudolf
und Berchtold zusammentraf, trat ein neuer Anschlag gegen ihn hervor,
der darauf berechnet war, des Königs Ehre in den Augen der Nation
vollends zu vernichten. Ein Ritter Reginger, der einst Hofgunst genossen
hatte, trat mit der Beschuldigung auf, der König habe in Würzburg ihn
und einige andere aufgefordert, diese beiden Fürsten zu ermorden; zugleich
erbot er sich, feine Aussage durch ein Gottesurteil in einem Zweikampfe
zu erhärten. Bestürzt entfernten sich beide Fürsten und ließen dem Könige
den Gehorsam aufkündigen, wenn er sich nicht von jener Beschuldigung
reinigte.
Hierauf stellte sich einer der Räte des Königs, Udalrich von Godes¬
berg, zum Zweikampf mit Reginger; doch unterblieb derselbe vorläufig, da
ihn Rudolf von der Entscheidung der Fürsten abhängig machte, die sich
auf Betrieb der sächsischen Häupter in Mainz versammeln wollten.
Als Heinrich Kunde von der bevorstehenden Versammlung erhielt, eilte
er, um den Fürsten zuvorzukommen, an den Rhein. Vor der Stadt
Worms angelangt, sah er sich vom dortigen Bischof abgewiesen; allein
die dem Kaiser treue Bürgerschaft vertrieb ihren Bischof, holte den
König freudig in ihre damals mit 60,000 Einwohnern bevölkerte und
gut befestigte Stadt ein und erbot sich mit ihrer ganzen Macht zu
feinern Dienste.
Die Folge war, daß auch andere rheinische Städte sich dem Könige ge¬
neigt zeigten und die Mainzer Versammlung gar nicht zu Stande kam,
weil die rheinischen Bischöfe nichts zu unternehmen wagten.
Allein wohl fühlend, wie schwach noch feine Stellung war, lud der
König die oberdeutschen Fürsten (darunter auch Berchtold und Ru¬
dolf) zu einer Zusammenkunft nach Oppenheim, wo er vor ihnen be¬
kannte, daß er in jugendlicher Leidenschaft viel gefehlt habe, und sie bat,
ihm in feiner Not Treue zu halten. Sie wollten sich aber nicht eher ent¬
scheiden, als bis er sich durch ein Gottesgericht gereinigt habe. Der Zwei¬
kampf zwischen Udalrich und Reginger sollte daher auf einer Rheininfel
bei Mainz vor sich gehen. Zwei Tage zuvor jedoch verfiel Reginger in
Wahnsinn und starb eines elenden Todes. Da hier Gott selbst das Urteil
gesprochen zu haben schien, so erklärten die Fürsten den König für gereinigt
und erließen ihm auch den Reinigungseid, zu dem er sich erboten hatte.
Damit waren aber die sächsischen Fürsten nicht zufrieden, forderten die
andern Fürsten zur Ausführung der Gerstunger Beschlüsse auf und bean¬
tragten eine neue allgemeine Versammlung zu Fritzlar, wo sie über den
König zu Gericht sitzen wollten.
Dies zu verhindern, erließ der König ein Reichsaufgebot, dem sich
die Herzoge und Erzbischöfe entzogen und nur eine Anzahl Bischöfe ge¬
horchten. Als Heinrich — es war im Januar 1074 — mit nur