6 Kap. 2. § 8. Die deutschen Stämme des östlichen Flachlandes.
ihre Sitze scheinen am Mittel- und Obermain gewesen zu sein, von wo aus
sie zwischen Rhein und Donau herumstreiften;
die Uarisker, wahrscheinlich ein Teil der Markomannen, innerhalb des Fichtel¬
gebirges und der fränkischen Höhen;
die Guaden, im Gebiete der March und der Taya.
5. die Völker im obern Weichsel- und Oberland:
dahin gehören die vielverzweigten Lygier, zu denen vielleicht auch
die Wandalen gehörten, die am Nordabhang des Riesengebirgs saßen;
6. die Völker an der Niederdonau:
zu ihnen gehören die Bastarner, deren Sitze sich am nördlichen Ufer der
Niederdonau von der Ostseite der Karpaten bis zu den Donaumündunaen
erstreckten.
8. Zu den Germanen des östlichen Kachlandes oder zu den Jstäven
gehörten die Völker, die sich zwischen der Ostsee und dem Oberlande, von
Osten nach Westen her, bis zu der Elbe einsenkten, und denen man auch
den Gesamtnamen Pindiler gab. Darunter sind vorzüglich zu bemerken:
die Semnonen, an der schwarzen Elster Und Neiße und längs der Spree bis
zu ihren Mündungen. Sie sind das erste bedeutende Volk des Ostzweiges
an seiner westlichen Grenze. Bei ihnen, als den Vätern der späteren Sueben,
war das Heiligthum des Tuisko, wo die suevischen Völker zu bestimmten
Zeiten „in grauser Feier (durch Menschenopfer) ihre Verbindung erneuerten",
die Mariner (Nordschwaben), nördlich von den Semnonen und neben den Teu¬
tonen, von der Elbe an über das Havelland nach Osten hin;
die Burgundionen, deren Stammland an der Netze und Warta war; sie wohn¬
ten neben den Semnonen gegen Osten von der Oder bis zur Weichsel hin;
die (Buttonen oder Goten, eines der berühmtesten deutschen Völker, das Haupt¬
volk dieses germanischen Zweiges, dessen Sprache durch Vulfila auf uns
gekommen ist. Nach der Darstellung ihres Chronisten Jordanes stammten
sie von der Insel Skanz d. i. Skandinavien. Von dort aus waren sie
über das baltische Meer an die Weichselmündungen gezogen, wo sie zu Ta-
citus Zeiten ansäßig waren. Von hier aus breiteten sie sich gegen den Süden
aus und erschienen als mächtiges Volk am schwarzen Meere, um sich von
da gegen die Römer zu wenden und den Ruhm ihrer Waffen durch Europa
zu tragen.
9. Zu den Germanen des Tieflandes an der deutschen Seeküste oder
den Jngäven gehörten:
1. die Völker an der Nordseeküste:
die Iriesen, an den Rheinmündungen, um die Seen des östlichen Rheinarms
sich ausbreitend;
die Chauken auf beiden Seiten der untern Weser, bis links zur Ems und rechts
zur Elbe, und südwärts bis zur Hase und den Mündungen der Aller, ein
zahlreiches, starkes Volk, besonnen und mäßig;
2. die Völker auf und zunächst an der kimbrischen Halbinsel:
die Kimbern, auf der Halbinsel:
die Teutonen, von denen vermuthet wird, daß sie mit den Nuithonen des
Tacitus und den nachher so benannten Jüten ein und dasselbe Volk ge¬
wesen seien, indem nach dem Auszuge der Kimbern und Teutonen die Halb¬
insel von den zurückgebliebenen Leuten oder Jüten den Namen Jütland bekam;
ob die Ambronen» als stete Begleiter der Teutonen, ein helvetisches Volk waren,
oder in den Norden gehören, und ihr Name der ältere Name der den Teu¬
tonen benachbarten, llberelbischen Sachsen ist, bleibt fraglich;
die Sachsen, als Einzelvölkerschaft, den Chauken gegenüber, saßen am Eingang
der Halbinsel zwischen der Trave unb dem untersten Lauf der Elbe; aus
, ihnen gingen bie späteren Eroberer von Britannien hervor;
bie Angeln, südöstlich gegen die Oder hin;
3. die Völker ander Ostsee:
die Heruler von der Trave längs der Küste ostwärts gegen die Oder;