Full text: Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang

Kap. 24. § 122. Kaiser Heinrich VI. (Zug nach Italien.) 
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seinen Charakter. Als er noch Reichsverweser war, hatte er schon mit 
Heinrich dem Löwen zu tun gehabt, der auf die Nachricht von Barba- 
roffa's Abzug in's Morgenland aus England zurückgekehrt war, um seine 
Stammgüter zu schützen, in welche seine alten Nachbarn eingefallen waren. 
Von seinem Schwager Richard I von England und einigen sächsischen 
Großen unterstützt, besiegte Heinrich der Löwe in kurzem seine Feinde 
und zerstörte dabei seine eigene Stadt Bardewik (1187), die es mit sei¬ 
nen Feinden gehalten hatte, von Grund aus (vestigia Leonis). König 
Heinrich zog gegen ihn aus und zerstörte die Stadt Hannover, worauf 
sich der Löwe zu einem Vergleich verstand, dem zufolge er das halbe 
Gebiet von Lübeck an den Grafen von Holstein abtreten und Braunschweig 
und Lüneburg zu offenen Orten machen mußte. Da inzwischen die Nach¬ 
richt vom Tode Wilhelm's II von Neapel eingelaufen war, so beschloß 
König Heinrich, nach Italien aufzubrechen und die Erblande seiner Ge¬ 
mahlin Constanzia in Besitz zu nehmen. Schon im Aufbruch begriffen, 
erhielt er die Kunde von Barbaroffa's Tod und sah sich daher genötigt, 
erst noch einen Reichstag in Mainz abzuhalten. Unterdessen warf sich in 
Sicilien Graf Tancred, ein unechter Neffe Constanzia's, zum König auf 
und erhielt von dem Papste die Bestätigung. *) 
Rasch eilte Heinrich über die Alpen nach Rom, zwang den Papst 
Cölestin ihn zu krönen und drang in Apulien ein. Der Sieg führte den 
Kaiser bis vor Neapel; aber bei der Belagerung dieser Stadt ergriff 
eine Seuche fein Heer: er selbst wurde krank und mußte die Belagerung 
aufheben; seine Gemahlin Constanzia wurde sogar von den Einwohnern 
von Salerno, deren Schutz er sie anvertraut hatte, verräterischer Weise 
an Tancred ausgeliefert, der sie gefangen hielt. Da dem Kaiser die 
Mittel fehlten sie zu befreien, eilte er nach Deutschland zurück, um einen 
neuen Feldzug vorzubereiten. 
Wie er sich seine Krönung in Rom dadurch verschafft hatte, daß er den Römern 
die von ihnen gehaßte und bedrängte Stadt Tusculum, die sich in seinen Schutz be¬ 
geben hatte, zur Zerstörung preisgab (worauf die wenigen übrig gebliebenen Ein¬ 
wohner in grünen Zweighütten wohnten, aus denen späterhin Frascati entstand), so 
hielt er es nicht für unedel, den ihm von Leopold von Oesterreich ausgelieferten König 
Richard Löwenherz (der allerdings ein Feind des Kaisers war und in Sicilien die 
Rebellen, in Deutschland Heinrich den Löwen gegen denselben unterstützte) so lange ge- 
*) Genealogie des apulisch-sicilischen Hauses Tancred von Hauteville: 
Robert Guiscard, 
Herzog v. Apulien, f 1085. 
m I 
Roger, t iill. 
Wilhelm! t 1127. 
Roger I. 
Gr. v. Sic., dann Herz. v. Apulien, 
zuletzt König beider Sicilien, f 1154. 
Roger I. 
Graf v. Sicilien, f 1101. 
Tancred, nat. Sohn, 
regierte v. 1189-1194. 
Wilhelm III. 

Roger. 
Wilhelm II. oer Gute, | 
t 1166. Kai). Friedrich II. -j- 1250. 
Wilhelm I. 
Constanzia, 
hprnt ntt Jrtpiitrim VT 
Konrad IV. 
t 1254. 
Manfred, 
f 1266.' 
Konradin, Constanzia, 
t 1268. verm. an Peter III. 
v. Aragonien.
	        
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