258 Kap. 30. § 174. Maximilian I. (Ligue v. Cambray.)
des Papstes Julius II für das Versprechen der Kaiserkrönung seine zweite
Römerfahrt; allein die mit Frankreich verbündeten Venetianer ließen
ihn nicht durch ihr Gebiet, so daß er auf die Krönung verzichten und sich
mit dem Titel „Erwählter römischer Kaiser" begnügen mußte.
Um nun dem stolzen Venedig die Hülse Frankreichs zu entziehen, schloß
Maximilian mit Frankreich, dem Papst und Spanien die Ligue
1508 von Cambray zur Vernichtung Venedigs.
Wirklich erlitten die Venetianer anfangs große Verluste: die Fran¬
zosen entrissen ihnen Bergamo, Brescia und andere feste Orte; der
Papst entriß ihnen die Rornagna; der Kaiser Verona, Vicenza, Triest;
die Spanier (durch ihren Feldherrn Gonsalvo de Cordova) nahmen
ihnen ihre Seehäfen im Neapolitanischen hinweg. Als aber bei bei Be¬
lagerung Paduas, welche Maximilian unternahm, die französischen
Ritter sich weigerten, neben den deutschen Landsknechten zu fechten, so hob
der Kaiser im Verdruß darüber die Belagerung auf, entließ sein Heer
und kehrte nach Deutschland zurück.
Von da an wendete sich das Glück wieder zu den Venetianern. Es
gelang ihnen, ihre Gegner zu trennen und den Papst Julius II auf ihre
Seite zu ziehen, der nun mit Venedig gegen Frankreich die heilige Liga
1509 schloß, in welche bald auch Spanien eintrat.
Maximilian hielt zwar noch eine Zeit lang an seinem französischen
Bundesgenossen und half ihm durch seine Landsknechte (unter Georg von
Frundsberg) bei Ravenna siegen. Als aber auch England der hl.
Liga beitrat, trennte er sich endlich von Frankreich und schloß sich auch
an die h. Liga an. Der darauf folgende Austritt Venedigs und der Tod
des Papstes Julius bewog den Kaiser sodann, zur Behauptung Mailands
ein Bündnis mit Spanien und England zu schließen und dem
König Ludwig XII von Frankreich den Krieg zu erklären.
In diesem Kriege erlitt Ludwig XII nach allen Seiten hin Verluste,
bis es ihm gelang, seine Gegner zu trennen und sie teils durch Ver¬
sprechungen, teils durch Verzichtleistungen (namentlich auf Mailand und
Neapel) zu einem allgemeinen Frieden zu bewegen. Dennoch trug Maxi¬
milian aus allen diesen Verbindungen nichts als Schaden davon. Denn
zuletzt setzte sich Ludwigs XII Nachfolger Franz I doch wieder in den
Besitz von Mailand und nötigte den Kaiser und Papst zur Anerkennung. (196.)
Hatte demnach Maximilian die Verbindung mit dem Hause Sforza für
sein Haus sowohl wie für das Reich nur Schaden gebracht, so eröffneten
sich ihm dagegen nach anderen Seiten hin glückverheißende Aussichten für
die zukünftige Größe seines Hauses.
Es traten nämlich in der spanischen Regentenfamilie kurz nach¬
einander drei Todesfälle ein, welche seinen Sohn Philipp schnell auf den
castilischen Thron führten. Der Jnfant Johann von Kastilien, Marga¬
rethas Gemahl, starb nämlich schon fünf Monate nach feiner Vermählung;
ihm folgte im Tode nicht nur seine zum Thron berufene älteste Schwester,
die Königin von Portugal, sondern auch deren Sohn; daher die Königin
Jsabella von Castilien, welche 1504 starb, in ihrem Testamente ihre nun
einzige Tochter Johanna und deren Gemahl Philipp zu Erben des
Reiches einsetzte, so daß nachher die Kronen von Spanien, Sicilien und