Object: [Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband])

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Taumel wie Schneeflockenwirbel umsummen zahllose Bienen die köst¬ 
lich duftenden Zweige. Lin ununterbrochen fortklingender Bkkord, 
eigen feierlich und geheimnisvoll, tönt das Summen ins Schalloch. 
Konrings Bugen folgen den mit vollen Höschen heimeilenden. Über 
den Zaun und sein Spiräengebüsch hin, in den Schulgarten hinein 
zieht sich die Slugstraße, zum Immenzaun. Gft und immer gern ver¬ 
weilt Konring bei seinen Immen,' mancherlei hat ein Vienenvater 
ja immer zu sorgen und zu tun. Weiter auf seine sauber bestellten 
Beete, zum Schulhause hinüber gleitet sein Blick. Bus den holzver- 
schalten wänden, bis in den Giebel hinauf mit Lfeu traulich berankt, 
lachen die Fenster ihn an, blank und hell. Zein Kopf wendet sich 
daraus mit plötzlichem Buck dem nahen Friedhöfe zu. hier die Trauer¬ 
esche vorn an der Mauer, er kennt sie nur zu gut. Lange betrachtet 
er gedankenvoll die schwanken, tiesherabhängenden Zweige. Line schöne 
Lage hat der Sichtenhagener Sriedhof. Bus einer Bnhöhe. hinab auf 
die Ztrohdächer mit ihren rauchgeschwärzten Pferdekopfgiebeln, dem 
alten niedersächsischen Wahrzeichen, schauen die Kreuze, blickt nun 
vom Turme hoch darüber weg der ehrwürdige Kantor des Dorfes. 
Zwischen den grünbemoosten alten Strohdächern ragen die heiteren 
roten Wellziegel der neueren Häuser, und kein Haus schert sich unt 
die Straßenfront, flätzt eins sich dicknäsig gegen das andere: „Ick kann 
hier stahn, so as ick will, up minen Grünn." wiesen mit Gbstbäumen, 
von eifrig grasenden Gänsen und possierlichen Gösseln munter belebt, 
umgrenzen freundlich die Höfe. verwitterte Lattenzäune und Hecken, 
Birken, Ebereschen, beschauliche Sichten, zahlreiche alte, knorrige Lichen, 
treue Beschützer vor Blitzgefahr, umgeben die Häuser, die Speicher, 
Schuppen und Scheunen. 
In tiefstem Gottesfrieden liegt Sichtenhagen vor dem Kantor da. 
Sonntagmorgen ist's. Da lärmen im Dorfe vor den Häusern und auf 
den Höfen die Gören nicht herum. Sauber gewaschen und sonntäglich 
angeputzt sitzt eines neben dem andern manierlich auf den Trittsteinen. 
Dann und wann kommt ein Kätzchen aus dem Kellerloche heraufge¬ 
schlichen, hockt nieder, leckt und bepfötet sich eifrig und stellt schnurrend 
Sonntagsbetrachtungen an. Die sonderbare Buhe in Haus und Hof 
gibt dem Hühnervolke viel zu denken. Unterm wiemen an der Zchup- 
penmauer kauert es beieinander in der Sonne, die Sedern behaglich 
aufgelockert, der Hahn stattlich mitten inne. Manche tiefe Bnsicht 
wird erörtert, in gebrochenem Französisch. Das herrlichste Sandbad läßt 
sich dabei nehmen. Line Henne, die was auf sich hält, legt zur Kirchzeit 
Sonntags keine Lier mit steinerweichendem Gackern, das kommt nicht 
vor auf einem anständigen Hose. Buhig fest in der Lrde, im Miste 
Lesebuch f. höh. Mädchenschulen. VH. 8
	        
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