Kap. 41. § 257. Polnischer Erbfolgekrieg. 419
stimmung zu erhalten, ließ er sichs die größten Opfer kosten, Opfer, die
auch dem deutschen Reiche abermals die schwersten Wunden schlugen.
Nachdem Deutschland und Europa dreizehn Jahre lang einen wohltätigen
Frieden genossen hatten, führte nach dem Tode des Königs August II der
Polnische Erbfolgekrieg neue Verwicklungen und schwere Verluste für den 1733
Kaiser herbei. Denn weil der Kaiser, seiner Zusage gemäß, mit Rußland
den von einer polnischen Adelspartei gewählten August III, Kurfürsten von
Sachsen, unterstützte, Ludwig XV von Frankreich aber seinem Schwieger¬
vater, dem im nordischen Kriege von den Polen vertriebenen und von einer
französisch-polnischen Partei zurückgerufenen Exkönig Stanislaus Les-
czinsky wieder zum Throne verhelfen wollte, so schlossen Frankreich, Spanien
und Sardinien (unter Karl Emanuel III) ein Bündnis und erklärten
dem Kaiser 1733 den Krieg, der sowohl in Italien als am Rhein ge¬
führt wurde. Die Anerkennung Englands und Hollands hatte sich der
Kaiser 1731 durch einen Vertrag verschafft, wonach er diesen Staaten Han¬
delsvorteile in Sicilien gewährte und die ostindische Handelsgesellschaft zu
Ostende aufhob.
Gleich auf die Nachricht vom Tode Königs August II war Stanislaus
Lesczinsky, als Kaufmann verkleidet, nach Polen gekommen und zu War¬
schau am 22. September 1733 mit Hilfe der französisch-polnischen - Partei
wieder auf deu Thron von Polen erhoben worden. Aber schon wenige
Tage daraus erschien in der Nähe von Warschau ein russisches Heer, so
daß Stanislaus, der keine Mittel hatte, mit seinen Anhängern nach Dan¬
zig entfloh, um dort die ihm verheißene französische Hilfe zu erwarten.
Unterdessen ließ die Gegenpartei den Kurfürsten August III zum König
ausrufen.
Während ein spanisches Heer in Toscana landete, um gegen Neapel
zu ziehen, besetzte ein französisches Heer Lothringen, ein anderes Heer
ging bei Straßburg über den Rhein und nahm die Reichsfestung Kehl
weg, ein drittes unter Villars rückte in Italien ein, wo sich sardinische
Truppen mit ihm vereinigten. Der Kaiser, unvorbereitet wie er war,
und vom deutschen Reiche nur schwach unterstützt, sandte den Prinzen
Eugen an den Rhein, doch mit so wenig brauchbaren Truppen, daß der
ohnedies bejahrte und kränkliche, noch dazu vom Wiener Hofkriegsrat in
allen seinen Anordnungen gehemmte Feldherr mit Schmerz die festen Plätze
Trier und Trarbach und die Reichsfeste Philippsburg in französische
Hände Übergehen sehen mußte. In Italien aber war der Kaiser in noch
größerem Nachteil; denn Mailand wurde von den Franzosen und Sar¬
diniern, Neapel und Sicilien von den Spaniern besetzt.
Inzwischen hatte sich Stanislaus in Danzig aus Mangel an aus¬
reichender Unterstützung nicht halten können, sondern war im Juni 1734,
als Ochsenhändler verkleidet, ins Preußische gegangen, waraus Danzig kapi-
tulirte. Da hielt es der französische Hos für klüger, mit dem Kaiser (am
3. Oktober) einen Präliminarfrieden einzugehen, demgemäß August III 1735
als König von Polen anerkannt werden, der Herzog Franz Stephan
von Lothringen, Maria Theresias Bräutigam, dieses sein Herzogtum samt
dem Herzogtum Bar als Lehen dem Exkönige Stanislaus, und im Todes¬
salle desselben als Eigentum an Frankreich überlassen und dafür nach dem
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