53. Gustav Adolf. 111
Staatsmann, ©ein Großvater hatte in Schweden die Reformation
durchgeführt, und Gustav Adolfs Königswürde selbst beruhte auf seinem
unerschütterlichen evangelischen Bekenntnisse, das ihm die Nachfolge
gegenüber der in Polen regierenden näher berechtigten, aber katholischen
Linie des königlichen Hauses verschafft hatte. Es konnte ihm daher
nicht gleichgültig sein, ob die evangelische Sache in Deutschland siegte
oder unterlag. Der Sieg des katholischen kaiserlichen Heeres konnte
auch in Schweden die Ansprüche seines katholischen Vetters erfüllen.
Dazu kam noch etwas. Schweden war ein armes Land; er wollte
es reicher und blühender machen, namentlich auch durch Hebung von
Handel uud Wandel. Aus diesem Grunde trachtete er nach der Herr¬
schaft über die Ostsee, die damals für den Handel noch so wichtig war,
daß man sie „die Mutter des Handels" nannte. Weil der Kaiser sich
hier nicht festsetzen sollte, deshalb hatte er auch schon die von Wallen.
stein so hart bedrängte Stadt Stralsund nachdrücklich unterstützt. Um
die Ostsee zu einen? schwedischen Meere zu machen, mußte er Teile
der deutschen Ostseeküste, namentlich Pommern, in seinen Besiiz
bringen. Daran dachte er, als er im Jahre 1630 mit einem nicht
sehr großen, aber trefflich ausgebildeten Heere auf der Insel Usedom
landete. Als ber Kaiser von feiner Ankunft hörte, soll er spottend
gesagt haben:^„Wir haben halt a Feinble mehr", unb bie Wiener
meinten, ber Schneekönig werbe balb schmelzen, wenn er weiter nach
©üben komme.
2. Hindernisse. Gustav Aböls hatte erwartet, baß bie
evangelischen Fürsten Dentschlanbs sich ihm sofort anschließen würben.
Das geschah aber nicht. Die meisten scheuten sich, sich mit bem frembett
Könige gegen ben Kai]er zu öerbünben, zumal sie argwöhnten, die
Religion möge dem Schweden nur ein Vorwanb fein, um Er¬
oberungen zu machen. Dieses Mißtrauen tat der guten Sache großen
Schaden. Gustav wollte von Pommern durch 'Brandenburg und
Sachsen ziehen, um der von Tilly belagerten Stadt M a g d e b n r g
zu Hilfe zu kommen'; aber die Kurfürsten von Branden¬
burg unb Sachsen verwehrten ihm aus Furcht vor ben im Falle
des Mißlingens vom Kaiser brohenben Gefahren ben Durchzug durch
ihre Länder. Infolge der dadurch hervorgerufenen Verzögerung feines
Marsches konnte er die Stadt Magdeburg nicht retten.
3. Zerstörung Magdeburgs (1631). Magdeburg hatte sich, wie
einst bem Interim, so jetzt bem Restitutionsebikt entfchieben
wibersetzt nnb ben Schwebenkönig nach besten Lanbung um Hilfe ge¬
beten. Gustav Adolf schickte ber Stabt vorläufig einen fchwebifchen
Oberst, Falkenberg, als Kommanbanten. Tilly aber, ber bie
Stabt belagerte, beschloß, alles aufzubieten, um ben wichtigen Platz zu
erobern, bevor ber Schwebenkönig zur Stelle wäre. Doch unter
Falkenbergs umsichtiger Leitung wiberstanb bie Feste wacker. Schon
gab Tilly bie Hoffnung auf, bie Stabt zu bekommen, unb nur auf
ben Rat feines Generals Pappenheim beschloß er, noch einen Haupt¬
arm zu wagen. Unb jetzt gelang es. Am 20. Mai 1631 würbe
sie erstürmt unb burch eine Feuersbrunst, bie währenb bes Straßen-