Full text: Deutsche Geschichte (Teil 3 = Klasse 3-1)

70 31. Städte im Mittelalter und die Hansa. 
durch Türe unterbrochen; sie galten für die gefährlichsten Stellen der 
Befestigung und wurden deshalb durch Türme verstärkt. 
2. Das Innere der Stadt. Die Straßen der Stadt waren 
eng und winkelig; nur einige waren breiter, das waren die Haupt¬ 
verkehrsstraßen und führten meist nach dem Marktplatze, der 
keiner Stadt fehlte. Hier standen die wichtigsten Gebäude, das Rat¬ 
haus und die Hauptkirche, und hier spielte sich das öffentliche und 
wirtschaftliche Leben ab. Die breiteren Straßen und der Marktplatz 
waren auch die ersten, die 'g e p f l a st e r t waren; sie hießen daher auch 
Steinweg. Die meisten Straßen waren nicht gepflastert und deshalb 
überaus schmutzig; Vieh lief auf ihnen herum, Düngerhaufen 
lagen an den Seiten, denn die meisten Bewohner der Stadt trieben 
noch Ackerbau; aller Kehricht, Eßüberreste, ja, totes Vieh warf man 
auf die Straße. Die Folge diefer Unsauberkeit waren die großen 
Sterben, die seit dem 14. Jahrhundert über die Städte herein¬ 
brachen und furchtbare Opfer forderten. — Schlimm war es nachts in 
den Straßen; eine Straßenbeleuchtung fehlte; jeder, der 
abeuds fein Haus verließ, mußte mit einem brennenden Licht versehen 
sein. — Die Bauart der Häuser wehrte Luft uud Licht den Zu¬ 
tritt zu den Straßen. Man wollte den nicht allzugroßeu Raum nach 
Möglichkeit vergrößern, baute hoch hinauf und suchte durch Überball¬ 
ung jedes oberen Stockwerks mehr Platz zu gewinnen. So kam es, 
daß gegenüberliegende Häuser sich einander zuneigten. Das war so 
lange möglich, als die Häuser aus Fachwerk gebaut wurden; wo 
der Steinbau größere Verbreitung fand, wie im Süden Deutschlands, 
hörte das auf; im Norden hielt sich diese Bauart bis ins 17. Jahr¬ 
hundert und länger. Auch durch Vorbauten wurde die Straße be¬ 
einträchtigt. Man baute vor das Erdgeschoß laubeu artige 
Gäu ge, hinter denen Kaufgewölbe und Werkstätten lagen; das 
obere Stockwerk ragte dann wieder, auf den Lauben ruhend, in die 
Straße hinein. Ferner versperrten lange Kellerhälse den Weg. Die 
Fachbauten im Verein mit dem Strohdach bildeten eine stetige 
Feuersgefahr, und große Brände waren in den Städten des 
Mittelalters nichts seltenes. Am schönsten waren die Kirchen nnd 
Rathäuser gebaut. 
3. Die städtischen Wohnhäuser. Das Innere be.t Häuser 
würde uns wenig gefallen haben. Das Haus trug im allgemeinen noch 
den Stempel eines Arbeitsraumes und ward erst allmählich zu einer 
Stätte der Geselligkeit. Die Zimmer waren niedrig. Die Fenster¬ 
öffnungen wurden vielfach noch mit Holzläden verschlossen oder mit 
Rahmen, in denen Gewebe, dünne Leinewand, Pergament oder Papier 
eingespannt waren; Glasfenster waren noch ein Luxusgegenstand. Aus 
dem backofenartigen Banernofen entwickelte sich der Kachelofen, 
der oft künstlerisch gestaltet war nnd eine Zierde des Wohnranmes 
bildete. Im 16. Jahrhundert bevorzugte man am Rhein eiserne Ofen, 
die mit Bilderschmuck versehen waren. Die Wände waren schlicht 
gestrichen, die Vornehmen behingen sie auch wohl mit Teppichen; später 
wurden sie, wie auch die Decken, mit einer Holztäfelung versehen. Auch
	        
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