Object: Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen

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die schönen Wachstafeln, die sie bauen, — so werden wir 
auf einer der mittleren die Königin finden, die bedeutend 
größer und von hellerer Färbung als eine Arbeitsbiene ist. 
Gegen Mitte des Sommers findet man noch eine dritte Art 
vonBienenindenStöcken: die dickköpfigen, plumpen Drohnen. 
Die erste Stelle im Bienenstaate nimmt natürlich die 
Königin ein. Sie hält ihr Volk zusammen und spornt es zur 
Tätigkeit an. Bei ihrem Verluste geht es unter Heulen und 
Klagen zugrunde. Aber sie ist auch eine wahre Landes¬ 
und Volksmutter, wie es keine mehr gibt. Das ganze Volk 
in allen seinen Gliedern verehrt sie als solche. Alle sind 
ihre wirklichen Kinder; denn sie legt die Eier zu allen Bienen 
in ihrem Stocke, sie ganz allein. Freilich muß sie täglich 
mehr legen als eine Henne, sonst wäre es ihr nicht möglich. 
100000 Eier vermag sie mindestens alle Jahre abzusetzen 
und diese Fruchtbarkeit bleibt ihr auf Lebensdauer (4—5 
Jahre). Aus den Eiern entstehen die vorhin benannten dreier¬ 
lei Bienen und doch legt sie nur zweierlei Eier: männliche 
und weibliche. Aus einem weiblichen Ei wird nämlich eine 
Königin, wenn es in eine große, runde Königszelle gelegt, da 
zur Made erbrütet und als solche mit dem sogenannten könig¬ 
lichen Futtersaft genährt wird; es wird eine kleine Arbeits¬ 
biene daraus, wenn es in eine kleine Zelle gelegt wird und 
dann die ausgeschlüpfte Made bei weniger und geringerem 
Futter zur Entwicklung kommt. Aus den männlichen Eiern 
entstehen nur Drohnen. Ehe eine Königin ausschlüpft, fragt 
sie an, ob sie es wagen darf die Zelle zu verlassen. Der 
anfragende Ton lautet etwa wie: „Quak, quak.“ Ist schon 
eine Königin ausgekrochen, so antwortet diese mit einem 
hellen: „Tut, tüt.“ Nun hütet sich die Eingeschlossene 
wohl ihre Burg zu verlassen. Erst, wenn ihre tütende Neben¬ 
buhlerin den Stock mit einem Schwarm verlassen hat, schlüpft 
sie aus. Alsbald fängt sie nun an zu tüten. Wird ihr nicht 
mit Quaken geantwortet, und sind weiter keine jungen 
Königinnen in den Zellen, so fühlt sie sich sicher im Stocke. 
Das Gegenteil macht auch sie unruhig und veranlaßt sie 
ebenfalls mit einem Anhang zu schwärmen. Erst die zuletzt 
ausschlüpfende Königin bleibt im Stocke. Nach erfolgter 
Befruchtung beginnt in der Regel das Eierlegen. Während 
des Legens wird sie von den sie ehrerbietig umgebenden 
Arbeitsbienen geliebkost und gefüttert. 
Die Arbeitsbienen, ebenfalls aus weiblichen Eiern ent- 
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