Full text: Der biographische Unterricht (Unterrichtsstufe 1)

— 75 
nach Paris gelangte. Wir haben schon gehört, dass er sich bei der Belagerung 
der Stadt Toulon auszeichnete. Dann stieg er schnell zu weitern militärischen 
Ehren und erhielt, nachdem er im Jahre 1795 in Paris einen Aufstand der 
königlich Gesinnten unterdrückt hatte, den Oberbefehl über das französische Kriegs¬ 
heer in Italien. Damals war er sechs und zwanzig Jahre alt. Zum Staunen 
seiner Landsleute besiegte er schnell die italienischen Könige und Fürsten und die 
kaiserlich österreichischen Kriegsheere, ließ sich große Summen Geldes zahlen, 
raubte die schönsten Bilder und Bildsäulen, die es in Italien gab, und sandte 
alles nach Paris zu nicht geringer Freude der verschuldeten und eitlen Franzosen. 
Die Willkür und Gewalt, welche die Franzosen ausübten, erregte jedoch von 
neuem den Unwillen Englands, und auch die Fürsten andrer Länder sahen bald 
ein, dass sie von der französischen Freiheit und Brüderlichkeit nicht allzuviel zu 
hoffen hatten, und so entstand ein neues Bündnis gegen Frankreich (1798). Darin 
waren die Engländer, Russen, Österreicher, die Türkei und Neapel. Napoleon 
erhielt den Auftrag, die Engländer in Ägypten und Syrien anzugreifen, wohin er 
mit einer großen Flotte absegelte (1798). Es war aber keine geringe Ehre für 
den ehrgeizigen Kriegshelden, an der Stelle zu kämpfen, wo, wie er selbst sagte, 
die vier-tausendjährigen Pyramiden auf seine Thaten herniederschauten. Wurde 
nun auch seine schöne Flotte von den Engländern bei Abukir vernichtet, so 
gewann er doch bei Kairo einen glänzenden Sieg. In Italien mussten andere 
französische Generale den Krieg führen. Da diese nicht so geschickt waren wie 
Napoleon Bonaparte, so verloren die Franzosen bald das ganze Land und mussten 
mit Schande heimziehen. Das ärgerte und freute zugleich den ruhmsüchtigen Ge¬ 
neral in Ägypten; denn nun meinte er einen Grund zu einer Rückkehr nach Paris 
zu haben, ohne dass er die Direktoren erst um Erlaubnis zu fragen brauchte. 
Unterwegs aber dachte er sich einen Plan aus, wie er das Direktorium gewalt¬ 
sam stürzen und sich an die Spitze Frankreichs stellen könne. Als er nach Paris 
kam, empfing ihn das Volk mit Jauchzen und Frohlocken, und er machte sich zum 
Herren über ganz Frankreich, nannte sich „erster Konsul" und stellte sich noch 
Zwei Genossen zur Seite,' die ihm in allen Dingen gehorchen mussten (1800). 
§. 96. Was Napoleon als Kaiser that. Mit dem Titel „Konsul" 
begnügte sich Napoleon Bonaparte nicht. Er wollte den Franzosen zeigen, dass er 
nicht bloß ein großer Kriegsheld sei, sondern dass er auch zu regieren verstehe. 
Nachdem er noch eine große Schlacht in Italien bei Marengo (1800) ge¬ 
schlagen hatte, bot er selbst einen Frieden an und begann neue Einrichtungen in 
Frankreich zu machen, die sein Volk mit Bewunderung erfüllten. Dann gab er 
dem Volke zu verstehen, dass er wohl Kaiser sein möchte, und richtete es so ein, 
dass ihm die Kaiserwürde angetragen wurde. So ward er Kaiser der Franzosen 
und ließ sich zu Paris als Napoleon I. am 2. December 1804 mit großer 
Pracht krönen und vom Papste mit heiligem Öl feierlich salben. Das wollten die 
übrigen Fürsten Europa's nicht dulden, und es kam abermals ein Bündnis zu 
stände, welches von England, Österreich, Russland und Schweden gebildet wurde. 
Des freute sich Napoleon; denn die höchste weltliche Stellung hatte er erlangt, 
und das Kriegsleben war doch einmal sein eigentliches Element. Wie hob sich 
mm seine stolze Brust, als er die Kaiser von Russland und Österreich (am 2. De¬ 
cember 1805) bei Austerlitz schlug und zum Frieden zwang! Am meisten hatte 
aber auf öen friedliebenden und gerechten König von Preußen Friedrich 
Wilhelm III. (1797—1840) abgesehen und ihn durch Kränkungen zu einem 
Kriege gezwungen, in dem Preußen die Hälfte seiner Länder verlor. Da kam 
es zu mancher unglücklichen Schlacht, bei Saalseld, Jena und Auerstädt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.