Full text: Alte Geschichte (Kursus 2,1)

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sichtig riet Alexanders Feldherr, Parmenio, dem Feinde Zeit zum Abzug 
zu lassen, damit man ohne Gefahr übersetzen könne. Allein Alexander 
erwiderte: „Der Hellespont würde sich ja schämen müssen, wenn wir 
uns vor diesem Flüßchen fürchten wollten!" Sogleich begann er den 
Angriff. Mit lautem Schlachtruf warf er sich mit den Reitern in den 
Fluß und suchte am andern Ufer festen Fuß zu gewinnen. Im wilden 
Kampfgetümmel geriet er selbst in die größte Gefahr; seine Lanze zer¬ 
brach; ein feindlicher Hieb zerschmetterte ihm den Helm; schon schwang 
ein Perser von hinten das Schwert auf das entblößte Haupt — da 
sprengte Klitus, ein macedonischer Führer, herbei, und schlug jenem mit 
einem einzigen Schlage den Arm mit der Waffe vom Leibe. Nach hart¬ 
näckigem Kampfe wurden die Perser — 334 vor Chr. — ge¬ 
schlagen. 
4. Siegreich durchzog nun Alexander Kleinasien; fast ohne Widerstand 
unterwarfen sich die einzelnen Städte. In GordtUM zeigte man ihm 
einen uralten Kriegswagen, dessen Riemen zu einem festen Knoten ver¬ 
schlungen waren. Demjenigen, dem die Lösung dieses letzteren gelingen 
werde, hatte das Orakel die Herrschaft über Asien verheißen. Rasch 
entschlossen zerhieb Alexander den gordischen Knoten mit 
dem Schwert. 
In Tarsus befiel ihn gefährliche Krankheit. Erhitzt 
nahm er in dem durch die Stadt fließenden Flusse ein Bad. In dem 
kalten Wasser ergriff ihn ein Fieberfrost; besinnungslos trug man ihn 
aus den Wellen; rasch verschlimmerte sich sein Zustand, man fürchtete 
für sein Leben. Da entschloß sich sein Arzt Philippus zur Anwen¬ 
dung eines bedenklichen, aber entscheidenden Mittels. Während er das¬ 
selbe bereitete, empfing Alexander einen Brief; er möge, hieß es darin, 
dem Philipp nicht trauen, denn dieser sei von den Persern bestochen, 
ihn zu vergiften. Der Arzt trat eben mit dem fertigen Tranke herein; 
scharf prüfend schaute ihm Alexander ins Antlitz; dann nahm er, ihm 
den Brief reichend, die Schale aus seiner Hand und trank sie leer, 
während jener las. Sein Vertrauen hatte ihn nicht getauscht: in wenig 
Tagen erschien der ritterliche König wieder an der Spitze seines jubeln¬ 
den Heeres. 
5. Und dringend war seine Gegenwart nötig. Mit ungeheurem 
Heere und in asiatischem Prunke kam der Perserkönig Darius Codo- 
manns selbst ihm entgegen. Voran trugen die» Magier das heilige 
Feuer auf silbernem Altar; dann folgte das Corps der Unsterblichen 
in goldglänzender Rüstung, in ihrer Mitte der königliche Wagen, mit 
prächtigen Schimmeln bespannt, darauf Darius im Purpurgewande und 
goldenen Gürtel, die weißblaue Königsbinde auf dem Haupte — zuletzt 
der Troß. 
Bei Jffus — an der Südküste Kleinasiens — kam es 333 vor 
Chr. zur Schlacht. Dem macedonischen Heldenmute hielt die Unzahl 
der Perser nicht Stand. Darms Codomanus wurde geschlagen; 
100000 seiner Krieger bedeckten das Schlachtfeld; kaum konnte er durck 
eilige Flucht sich selbst retten. Das reiche persische Lager wurde eine
	        
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