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sichtig riet Alexanders Feldherr, Parmenio, dem Feinde Zeit zum Abzug
zu lassen, damit man ohne Gefahr übersetzen könne. Allein Alexander
erwiderte: „Der Hellespont würde sich ja schämen müssen, wenn wir
uns vor diesem Flüßchen fürchten wollten!" Sogleich begann er den
Angriff. Mit lautem Schlachtruf warf er sich mit den Reitern in den
Fluß und suchte am andern Ufer festen Fuß zu gewinnen. Im wilden
Kampfgetümmel geriet er selbst in die größte Gefahr; seine Lanze zer¬
brach; ein feindlicher Hieb zerschmetterte ihm den Helm; schon schwang
ein Perser von hinten das Schwert auf das entblößte Haupt — da
sprengte Klitus, ein macedonischer Führer, herbei, und schlug jenem mit
einem einzigen Schlage den Arm mit der Waffe vom Leibe. Nach hart¬
näckigem Kampfe wurden die Perser — 334 vor Chr. — ge¬
schlagen.
4. Siegreich durchzog nun Alexander Kleinasien; fast ohne Widerstand
unterwarfen sich die einzelnen Städte. In GordtUM zeigte man ihm
einen uralten Kriegswagen, dessen Riemen zu einem festen Knoten ver¬
schlungen waren. Demjenigen, dem die Lösung dieses letzteren gelingen
werde, hatte das Orakel die Herrschaft über Asien verheißen. Rasch
entschlossen zerhieb Alexander den gordischen Knoten mit
dem Schwert.
In Tarsus befiel ihn gefährliche Krankheit. Erhitzt
nahm er in dem durch die Stadt fließenden Flusse ein Bad. In dem
kalten Wasser ergriff ihn ein Fieberfrost; besinnungslos trug man ihn
aus den Wellen; rasch verschlimmerte sich sein Zustand, man fürchtete
für sein Leben. Da entschloß sich sein Arzt Philippus zur Anwen¬
dung eines bedenklichen, aber entscheidenden Mittels. Während er das¬
selbe bereitete, empfing Alexander einen Brief; er möge, hieß es darin,
dem Philipp nicht trauen, denn dieser sei von den Persern bestochen,
ihn zu vergiften. Der Arzt trat eben mit dem fertigen Tranke herein;
scharf prüfend schaute ihm Alexander ins Antlitz; dann nahm er, ihm
den Brief reichend, die Schale aus seiner Hand und trank sie leer,
während jener las. Sein Vertrauen hatte ihn nicht getauscht: in wenig
Tagen erschien der ritterliche König wieder an der Spitze seines jubeln¬
den Heeres.
5. Und dringend war seine Gegenwart nötig. Mit ungeheurem
Heere und in asiatischem Prunke kam der Perserkönig Darius Codo-
manns selbst ihm entgegen. Voran trugen die» Magier das heilige
Feuer auf silbernem Altar; dann folgte das Corps der Unsterblichen
in goldglänzender Rüstung, in ihrer Mitte der königliche Wagen, mit
prächtigen Schimmeln bespannt, darauf Darius im Purpurgewande und
goldenen Gürtel, die weißblaue Königsbinde auf dem Haupte — zuletzt
der Troß.
Bei Jffus — an der Südküste Kleinasiens — kam es 333 vor
Chr. zur Schlacht. Dem macedonischen Heldenmute hielt die Unzahl
der Perser nicht Stand. Darms Codomanus wurde geschlagen;
100000 seiner Krieger bedeckten das Schlachtfeld; kaum konnte er durck
eilige Flucht sich selbst retten. Das reiche persische Lager wurde eine