Full text: Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen (Kursus 2,2)

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Wald und Sumpf mit Straßen durchzogen, Bergwerke und Steinbrüche 
eröffnet, Bäder und Tempel, Wirtshäuser, Theater und Schulen erbaut, 
Obstzucht, Garten- und Weinbau eingeführt; noch heute weisen auf¬ 
gefundene Inschriften, Münzen und Geräte zurück auf jene römische Kultur. 
IX. Aber auch^ der Pfahlgraben war auf die Dauer kein 
ausreichender Schutz. Immer furchtbarer wurden die 
Germanen dem morschen Römerreiche, namentlich seit sich 
im 3. Jahrhundert die einzelnen Stämme zu großen Völker¬ 
bündnissen zusammenschlossen. Die bedeutendsten der¬ 
selben waren Alemannen, Franken, Sachsen und Goten. 
Die Alemannen oder Alamannen (= allerlei Mannen, also ein 
Mischvolk — oder Männer des Heiligtums, weil sie aus dem Lande 
kamen, in dem der vielbesuchte und bei allen Germanen hochberühmte 
heilige Wald des Ziu lag) eroberten das Zehntland (= also das heutige 
Baden und den größten Teil von Würtemberg), die Schweiz und den 
Elsaß (— er trägt von ihnen seinen Namen: alisaz — Fremdsitz), unter¬ 
nahmen große Züge über den Rhein und die Donau und holten reiche 
Beute aus Italien, wo sie bis vor die Mauern Roms drangen. Mit 
ihnen war ein suevischer Stamm verbunden; er verwuchs mit jenen 
so völlig zu einem Volke, daß die Namen Alemannen und Schwaben 
(= Suabi = Sueven) gleichbedeutend wurden. Beide Namen haben sich 
bis ans die Gegenwart erhalten; noch jetzt nennt man die Badenser, 
Elsässer und Deutsch-Stbweizer „Alemannen", dagegen die zwischen 
Schwarzwald und Lech Wohnenden (= in Baden und Würtemberg) 
„Schwaben . (Vergl. auch das sranzösische l’Allemand und l’Allemagne.) 
Die am Unterrhein seßhaften Franken (— ihr Name bedeutet die 
Freien, Kühnen) zerfielen in die Rheinthalfranken (= ripuarifche Franken, 
vom lat. ripa — User) und in die salischen Franken (— von dem Flüßchen 
„Isala" oder „Sala"). Sie durchstreiften das schwache Gallien nach 
allen Richtungen und suchten auch Spanien, ja sogar die afrikanische Küste 
heim; allmählich dehnten sie ihr Gebiet auch über Belgien aus. 
Die Sachsen (— ihr Name bedeutet die Schwert- oder Messer¬ 
träger; sachs = kurzes Schwert, das ursprünglich wohl aus Stein ge¬ 
fertigt war, vergl. das lat. saxum —) saßen in Niederdeutschland zwischen 
Rhein und Elbe. Sie zerfielen in Ostfalen (— fala — Ebene, nämlich 
an der Weser), Westfalen und Engern (— in der Mitte des Weserlandes). 
Sie waren die geschicktesten aller Seeleute und die gesürchtetsten Räuber 
der Meere; auf ihren kleinen, aus Ruten geflochtenen und mit Ochsen¬ 
häuten überzogenen Kähnen steuerten sie hinaus in die weite See und 
machten sich den Küsten Britanniens und Galliens furchtbar. 
Am weitesten im Osten, von der Donau und dem schwarzen Meere 
bis zur Ostsee, wohnten die Goten. Sie gliederten sich in zwei Stämme, 
durch den Dnjepr geschieden: ostwärts bis zum Don saßen die Ostgoten, 
westwärts vom Dnjepr die Westgoten. Verwandte Stämme, wie die 
Heruler, Rugier (— Insel Rügen), Vandalen rc. waren ihnen angeschlossen. 
Auch die Goten bedrängten und durchzogen daß römische Reich lange
	        
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