Full text: Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 (3 = Quarta)

II. Otto der Erste, der Große. 13 
Der Pfeilregen, mit dem die Deutschen überschüttet wurden, und 
die wilden, von entsetzlichem Geheul begleiteten Reiterangrifse 
konnten das deutsche Heer nicht erschüttern; immer weiter zurück 
drängte es die Magyaren nach dem Lech zu, in den sie sich schlie߬ 
lich warfen, um den deutschen Waffen zu entgehn. Es war eine 
Vernichtungsschlacht; was nicht auf dem Schlachtfeld getötet 
wurde und was nicht in den Fluten ertrank, das fiel auf der 
weiteren Flucht dem Grimme des Landvolks zum Opfer; der 
Sage nach sollen nur sieben Magyaren aus der Schlacht nach 
Ungarn entronnen sein. 
Aber der glorreiche Sieg, der Otto als den würdigen Sohn 
des Magyarensiegers Heinrich erwies und sein Ansehn bei allen 
Völkern Europas erhöhte, forderte blutige Opfer; das schwerste 
für Deutschland war der tapfere Konrad, dem ein Pfeil den Hals 
durchbohrte, als er den Helm lüftete. Kurze Zeit nach der Schlacht 
starb an Krankheit Herzog Heinrich von Baiern und nicht lange 
nach ihm auch Ottos Sohn Ludolf. So sanken die Männer, die 
bisher die wichtigsten Stützen von Ottos Königsmacht gewesen 
waren, frühzeitig dahin. Den Magyaren gereichte übrigens die 
furchtbare Niederlage zum Heile; sie entwöhnten sich der Raubzüge, / 
nahmen mehr und mehr friedliche Sitten, bald auch das Christen- / 
tnm an, und unter ihnen entstand ein nationales Königtum. < 
E. Die deutschen jVIarken. 
Der großen Aufgabe Deutschlands, seine östlichen Nachbarn, 
die Slawen, der christlich-germanischen Bildung zuzuführen, 
wandte Otto unausgesetzt seine Aufmerksamkeit zu. Von Magde¬ 
burg aus, wo er so häufig weilte, ordnete er selbst die Verhältnisse 
der deutschen Marken, die sein Vater gegründet hatte, und die 
nun immer weiter nach Osten vorgeschoben wurden, bis sie die 
Oder erreichten. Ihre Verwaltung lag in den besten Händen, denn 
Otto hatte sie seinen zuverlässigsten Getreuen anvertraut, dem 
Herzog Hermann Billung und dem Grafen Gero. 
Die sächsische oder billungsche Mark umfaßte die Ost¬ 
seeküste von der Kieler Bucht bis zur Odermündung. Zahlreiche 
Burgen, z. B. Lauenburg (d. i. Löwenburg) a. d. Elbe, Oldenburg 
(d. i. alte Burg) bei Kiel, Mecklenburg (d. i. große Burg), sicherten 
sie gegen die Aufstände der Slawen. 
Die thüringische Mark erstreckte sich in einem breiten 
Bande nach Süden bis ans Erzgebirge. Mit eherner Faust hielt 
der grimmige Markgraf Gero die Zahlreichen Slawenstämme in 
Abhängigkeit, auch vor List und blutiger Gewalttat nicht zurück¬ 
schreckend. Als Gero starb (965), zerlegte Otto das große Land-
	        
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