Full text: Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 (3 = Quarta)

XV. Die Machthöhe Deutschlands im Norden. 77 
die Auflehnung des preußischen Landadels und der üppigen Han¬ 
delsstädte gegen die landfremden Ritter, Empörungen der 
Söldnerheere vollendeten das Werk des Niedergangs, und im 
Frieden von Thorn (1466) mußte der Hochmeister nicht nur 
den größten und wichtigsten Teil des Ordenslandes mit der 
Weichselmündung (Westpreußen) an Polen abtreten, sondern auch 
für den Rest des Landes (Ostpreußen) die Lehnsherrlichkeit des 
polnischen Königs anerkennen. Deutschland hatte dem verderb¬ 
lichen Ringen ohne Hilfeleistung, ja ohne rechte Teilnahme zu¬ 
geschaut. , 
B. Der fiansabund. ,« ’ 
Die Gründe für das Entstehen und Heranwachsen dieses 
größten aller Stäotebündnisse lagen in den wirtschaftlichen Vor¬ 
teilen, die er seinen Mitgliedern brachte. Die Kaufleute aus den 
niederdeutschen Städten, die sich in fremden Hafenstädten, z. B. 
in %8i|bt), einem damals bedeutenden Handelsort der schwe¬ 
dischen Insel Gotland, niedergelassen hatten, schloffen unterein¬ 
ander eine Hansa '(ST Bruderbund, Gilde), um sich gegenseitige 
Hilfe und Vorteile zu gewähren, Streitigkeiten zu schlichten, ge¬ 
meinsame Handelsgeschäfte zu machen und ben ausländischen 
Behörden gegenüber einheitlich aufzutreten. Die günstigen Er¬ 
gebnisse dieser Annäherung wirkten auf die Heimatstädte zurück; 
sie traten einander näher und verbanden sich schließlich zu ge¬ 
meinsamer Vertretung ihrer Handelsinteressen. Den Anfang 
machten Verträge zwischen Lübeck und Hamburg; mehr und mehr 
Städte schlossen sich an, uniT'tn feiner' Blütezeit umfaßte der ^ 
Bund, der später den Namen Hansa annahm, gegen hundert 
Städte, nicht nur die Küstenstädte der Nord- und Ostsee, sondern 
auch landesherrliche Städte, denen die Fürsten den Anschluß meist 
gern gestatteten, um auch ihren Ländern einen Teil des reichen 
Gewinns zuzuführen. 
Denn der Hansabund brachte allen seinen Mitgliedern un¬ 
gemeine Vorteile. Das Handelsgebiet, dessen Ausbeutung er in 
Angriff nahm, bildeten die drei nordischen Königreiche Däne- 
-Mark, Norwegen, Schweden, aber im äußersten Westen "würbe 
noch England, im äußersten Osten Rußland in dies Gebiet ein¬ 
bezogen. Den einheimischen Gewalten'traten bie verbünbeten 
beutschen Kaufleute als eine Einheit gegenüber, schloffen mit ihnen 
günstige Hanbelsverträge unb übernahmen gewinnbringende 
Pachtungen unb Anleihen. In ihren festen, stabtähnlichen Kon¬ 
toren zu Wi§h. Berctefff,^onbon, Nowgorob sammelten 
sie die Produkte"der Länder für 'btT'Au^uTj'r1na<$) Deutschland
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.