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fische Heer. Der Marschall Lannes, Herzog von Montebello, war
gefallen; die Marschälle Massena und Bessiöres nebst einer großen
Menge Generale waren schwer verwundet. Nicht ohne Gefahr zog sich
der Geschlagene über die Donau zurück. Nachdem er sich von Neuem ge¬
rüstet und seine Streitmassen zusammengezogen hatte, ging er kühn den¬
selben Weg wieder über den Strom und erneuerte mit großer Uebermacht
am 5. und 6. Juli den Angriff bei Deutsch-Wagram, nicht weit
von Aspern. Nach der heldenmüthigsten Gegenwehr wurden endlich
die Oesterreicher am zweiten Tage geschlagen. Diese Schlacht entschied
den Krieg, indem bald ein Waffenstillstand zu Znaym und dann der
Friede auf dem kaiserlichen Schlosse Schönbrunn bei Wien am
14. Oktober 1809 erfolgte. Durch diesen Frieden erlitt Oesterreich den
größten Länderverlust während des ganzen Krieges. Es mußte abtreten:
Salzburg an Bayern, Westgalizien an das Herzogthum Warschau, einen
Theil von Ostgalizien an Rußland, und seine noch übrigen italischen Be¬
sitzungen sammt Triest an Napoleon selbst als König von Italien; im
Ganzen 2000 Quadratmeilen mit viertehalb Millionen Menschen. Mit
neuen Lorbeer geschmückt kehrte Napoleon zu neuen Huldigungen nach
Paris zurück.
Zur dauernden Befestigung seiner Machtfülle fehlte dem Günstlinge
des Glückes nur noch die Hand einer Prinzessin aus einem alten regie¬
renden Fürstenhause. Und kühn wie immer warb er jetzt um die Hand
der Erzherzogin Maria Louise, der Tochter desjenigen Kaisers, dem
er noch so eben fast die Hälfte seines Reiches entrissen hatte. Der edele
Kaiser Franz brachte, wenngleich mit schwerem Herzen, der Hoffnung
des Friedens auch dieses Opfer. Am 2. April 1810 fand zu Paris mit
ungewöhnlichem Gepränge die Vermählung Statt, und am 20. März
des folgenden Jahres ward Napoleon's sehnlichster Wunsch erfüllt: ihm
wurde ein Sohn geboren, welcher schon in der Wiege den bedeutungsvollen
Titel: „König von Rotn" führte.
Der Tiroler Aufstand. — Während des obigen Krieges waren
auch die Tiroler aufgestanden, um das ihnen aufgebürdete fremde Joch
wieder abzuschütteln. Mit treuer Liebe hing dieses biedere Bergvolk am
alten, väterlichen Fürstenhause Oesterreich und wollte sich selbst durch
den abgeschlossenen Frieden von demselben nicht losreißen lassen. Der
heldenmüthige Landmann Andreas Hofer, von seinem Wirthshause
unweit St. Leonard am Sand im Passeyerthale der „Sandwirth" ge*