Marathon. 33
unterwarfen sich. Doch die Spartaner, empört über des Königs Ansinnen, stürzten
die Königsboten in einen Brunnen mit den Worten: „holt euch, was ihr wünschet!"
mit der gleichen Verwegenheit begegneten den Herolden des Großkönigs die Athener;
sie warfen die Boten in die Verbrechergrube. So hatten die beiden größten Griechen¬
staaten die Hache der Perser verwegen herausgefordert. Jetzt war für sie nur noch
eins möglich: Sieg oder Untergang.
Der zweite Perserkrieg. Schon 490 begann der Zweite perserkrieg. 3u Schiffe
gelangte ein großes Heer diesmal auf gerader Fahrt über das Hgäifche Tsleer auf
die Insel (Euböa. Die Stadt (Eretria fiel der Rache der Barbaren zum Opfer, und
ihre Bürger wurden als Sklaven nach Asien geschleppt. Dann setzten die Perser über
die schmale Meeresstraße nach Attika hinüber, um das verhaßte Athen vom Erdboden
zu vertilgen.
3. Heldenkampf der Athener bei Marathon.
Die Athener unter Miltiader. (Ein athenischer Läufer eilte nach Sparta und
bat um Beistand. Die Spartaner gaben zur Antwort: „wir werden zu Felde ziehen,
doch nach dem Rate der Götter erst dann, wenn sich des Mondes Scheibe gefüllt hat."
— So waren die Athener im Kampfe gegen das Perserheer ganz auf sich selbst an¬
gewiesen. Doch ein unvergleichlicher Heldensinn erfüllte sie. Unter ihren zehn Heer¬
führern, die für das Zahr 490 gewählt waren, war Miltiades der erfahrenste
und kühnste; ihm überließen die neun übrigen freiwillig den Oberbefehl.
vor der Schlacht. Durch ein Hügelland schritt die Heldenschar der Athener nord¬
wärts, den Feinden entgegen. Endlich senkte sich ihr weg zur Küstenebene hinab,
und vor ihnen dehnten sich bei dem Dorfe Marathon die Heeresmassen des Feindes
aus. Dahinter aber, am Meeresstrande, sah man die feindlichen Schiffe vor Anker
liegen. Die hinabschreitenden Griechen kamen bis zu einem alten, dem Herkules ge¬
weihten Heiligtum, hier ordnete Miltiades die Seinen zur Schlacht. — Hur
10000 Mann hatte er der vielfachen Übermacht entgegenzustellen. Doch jeder
kämpfte für das Vaterland und feine Freiheit. Hicht umsonst auch hatte jeder von
Iugend auf feine Kraft geschult. — Hoch ehe man zum Angriff schritt, stiegen über
die höhen zur Linken 1000 wohlgerüftete Männer der Stadt platää hernieder, um
ihre Freundestreue mit Blut zu besiegeln. Die Athener begrüßten sie, als würden
sie ihnen von den Göttern gesandt, und freudiger schlug ihnen das herz.
Komps und Sieg. Die Trompeten schmettern. 3m Sturmlauf und unter lautem
Kriegsruf stürzen sich die Griechen in die (Ebene hernieder. Hoch ehe die feindlichen
Bogenschützen recht wirken können, ist das Perserheer erreicht, und sofort beginnt das
Handgemenge. Zwar wird die Mitte der griechischen Schlachtreihe durchbrochen; doch
auf beiden Flügeln siegen die Hellenen. Das Unglaubliche geschieht: der übermächtige
Feind wird geschlagen und muß Rettung auf feinen nahen Schiffen suchen. Das ganze
Perserlager fällt in die Hände der Griechen.
Athen gerettet. Doch diese dürfen nicht an Beute denken; denn noch immer
schwebt Athen in Gefahr. Denn die Stadt ist augenblicklich ja der gesamten waffen¬
fähigen Mannschaft entblößt. — Das wußten die Perser. Sie segelten um die Süd-
Sd)o*nborn, Geschichte für Mittelschulen. II. 3