2. Das Konzil zu Konstanz und Johann Hus. Um Wandel
zu schaffen, bewog Sigismund den Papst in Rom, ein Konzil nach
K o it stanz am Bodensee auszuschreiben. Eine glänzendere Kirchen¬
versammlung hat das Mittelalter nicht gesehen, so viele geistliche nnd
weltliche Herren strömten hier ans der ganzen Christenheit zusammen.
Konstanz wurde für einige Jahre der Schauplatz des allerbuntesten
Lebens. Aber der Zweck der Versammlung ist nicht erreicht worden.
Bevor das Konzil daran ging, die Kirchenspaltung zu beseitigen, mnßte
es sich mit den Lehren des Prager Priesters und Professors Johann
Hus beschäftigen. Johann Hns hatte, beeinflußt von den Schriften
des englischen Predigers John W y k l i f, auch gegen die Mi߬
brauche, die damals in der Kirche herrschten, gelehrt nnd in Böhmen
viel Anhang gefunden. Nun wär er zur Verantwortung nach Konstanz
berufen worden. Kaiser Sigismnnd hatte ihm freies Geleit zugesichert;
aber nicht lauge uach seiner Ankunft in Konstanz warf man ihn ins
Gefängnis. Man forderte von ihm Widerruf feiner Lehren. Da er
sich weigerte, dies zu tun, wurde er vom Konzil im Jahre 1415
als Ketzer zum Feuertode verurteilt. Mutig und gefaßt be¬
stieg er den Scheiterhaufen; seine Asche wurde in den Rhein
gestreut.
3. Das Konzil und die Kirchenschäden. Dem Konzil gelang es,
alle drei Päpste zur Abdankung zu nötigen. Hierauf sollte — und
zwar ehe ein neuer Papst gewählt würde — die Reformation an Haupt
und Gliedern vorgenommen werden. Ein Teil der Geistlichkeit aber
wollte solches verhindern nnd schrie: „Zuerst einen Papst!" denn sie
dachten, dann werde schon alles beim alten bleiben. Leider drangen
sie durch. Der neugewählte Papst, Martin V., war ein schlauer
Mann und vereitelte die von allen Guten ersehnte Reformation. Kaum
gab ihm eine ausbrechende Seuche einen willkommenen Vorwand, so
löste er das Konzil auf und verließ mit großem Gepränge die Stadt.
Stille wurde es wieder in Konstanz' Mauern; Trauer erfüllte die
Herzen der getäuschten Christen.
4. Der Hussitenkrieg. Hus' Hinrichtung erbitterte seine An¬
hänger in Böhmen, die Hussite n , aufs tiefste. Sie gelobten, an
des teuren Märtyrers Lehre festzuhalten und Gut und Blut dafür
einzusetzen. Als vier Jahre später Sigismund den böhmischen Königs¬
thron erbte, wollten sie von dem wortbrüchigen Manne nichts wissen,
und es kam darüber zu einem 16 jährigen blutigen Kriege, dem
Hussitenkriege. Urtter ihrem wilden Führer Ziska, dem
nach seinem Tode Prokop folgte, schlugen die Hussiten alle gegen
sie entsandten Reichsheere und verbreiteten durch ihre Einfälle
Schrecken und Entsetzen in den umliegenden Ländern. Endlich sehnten
sich die milderen Hussiten nach Frieden, und als man ihnen das
Abendmahl unter beiderlei Gestalt, sowie die Predigt in der Landes¬
sprache zugestand, unterwarfen sie sich. Die unversöhnlichen Hussiten,
T a b o r i t e n genannt, erlagen hierauf der Gewalt. Ans ihren
besseren Resten bildete sich später die fromme und friedliche Gemeinde
Koiser-Heine, Weltgeschichte. Teil III. 10. u. 11. Auflage. y