Alexander der Große.
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and und Abendland. Fast in der Mitte des Reiches lag das uralte Babylon.
Alexander wählte es zur Hauptstadt.
Alexanders Regierung im Weltreiche. — Der König hatte die gesegneten
Länder des perserreiches nicht deshalb erobert, um sie bloß auszubeuten, sondern
er wollte ihnen eine höhere Gesittung und ein glücklicheres Los bringen.
Vas konnte nur langsam geschehen. Zunächst mußten sich die verschiedenen Völker
des Weltreiches daran gewöhnen, Alexander als den rechtmäßigen neuen Großkönig
zu betrachten. Deshalb nahm er zeitweilig persische Tracht und Lebensweise an.
vor allen Dingen suchte er das vertrauen des bisherigen Herrenvolkes der Perser
zu gewinnen; deshalb setzte er vornehme Perser in hohe Ämter ein und hob auch persische
Soldaten aus.
Sieger und Besiegte wollte er miteinander versöhnen oder womöglich zu einem
einzigen Volke verschmelzen. (Er selbst vermählte sich mit einer persischen Fürsten¬
tochter und bewog auch viele mazedonische Bitter, persische Frauen zu heiraten.
Doch mit dem allen waren seine mazedonischen Krieger sehr unzufrieden;
denn die edeln, hohen Ziele des Königs vermochten sie nicht zu begreifen. Sie wollten
in den eroberten Ländern bloß Beute machen, genießen und ein Herrenleben führen. Daß
Alexander sich zum Großkönig von ganz Asien emporschwingen wollte, war ihnen gar
nicht lieb. Sie merkten, daß nur er immer höher stieg, nicht aber auch sie. In Maze¬
donien waren sie seine „Wafsengesährten" und ,,Freunde" gewesen. 3m perserreiche wurden
sie immer mehr feine Untertanen. Seinem eignen Volke selber wurde die wach¬
sende Größe Alexanders unbequem.
Alexander; geschichtliche Bedeutung, Wie wir gesehen haben, konnten die
Griechen eine staatliche Einigung nicht erreichen und darum auch ihre Freiheit
nicht lange behaupten. Trotzdem bestanden griechisches Volk und griechisches Wesen
weiter und zwar deshalb, weil die Griechen unter die Herrschaft Alexanders kamen;
dieser war nämlich nach seiner Bildung und Denkweise selbst ein Grieche.
Sein Stegeszug bis zum Indus wurde ein Siegeszug der griechischen
Kultur: er trug griechische Kunst und Wissenschaft bis in die fernsten Gegenden des
Morgenlandes. Alexander wollte nämlich das Abendland mit dem Morgenlande
nicht bloß äußerlich vereinigen. Alle Länder des Reiches sollten zu einer einheit¬
lichen Kultur erblühen; es sollte sich die Gesittung jedes einzelnen Landes
mit dem griechischen Wesen verschmelzen.
Aus seinen Zügen begleiteten ihn griechische Gelehrte. Sie mußten die (Entfernungen
messen und von Ländern, die bisher fein Grieche gekannt, Karten entwerfen. Für feinen
Lehrer Aristoteles ließ Alexander unbekannte Tiere und pflanzen beobachten und genau
beschreiben, auch sammeln und mitnehmen, soweit es möglich war. — So wurde durch
Alexander das Abendland auch mit dem ITtorgenlande mehr bekannt als bisher.
Durch Alexander wurde die griechische Sprache weit hinein in das Morgen«
land verbreitet. Sie wurde nun in den verschieden Ländern neben der einheimischen
Sprache gesprochen, und durch sie konnten sich die Gebildeten aller Völker ver¬
ständigen.
Auch die Apostel haben sich später auf ihren Missionsreisen des Griechischen
bedient. 3n griechischer Sprache wurden die heiligen Schriften des Heuen Testaments
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