Full text: Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des dreißigjährigen Krieges (H. 3 = Kl. 3)

Germanenreiche. 
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haft und unvergleichlich wie Held Marich gewesen, sollte auch seine Totenfeier sein. 
In dunkler Nacht legte ein ganzes Volk Hand ans Werk und grub dem Busento 
einen neuen Lauf. Dann bestatteten die Goten ihren König mitten im alten Flu߬ 
bette nach Germanenweise „mit der Rüstung auf dem Pferde." 
Var westgotenreich. Die Westgoten wandten sich wieder nordwärts,- durch 
Italien zogen sie nach Süd-Frankreich und Nord-Spanien, hier gründeten sie das 
westgotenreich mit der Hauptstadt Toulouse; es war das erste germanische 
Reich auf römischem Boden. 
Vandalen. In kurzer Zeit wurden auch alle übrigen Provinzen des westreiches 
eine Beute germanischer Völker. In Spanien waren schon vor den Westgoten andere 
germanische Völker eingedrungen, z.B. die aus Schlesien hierher verschlagenen Van¬ 
dalen. Sie hielten den Süden und Westen der Halbinsel besetzt. Noch heut erinnert 
an sie der Name der Landschaft Andalusien (= vandalusien). Unter ihrem Heerkönig 
Genserich überschritten sie 429 die Meerenge von Gibraltar und gründeten in 
Nordafrika das vandalenreich mit der Hauptstadt Karthago. Nordafrika aber 
war die Kornkammer Horns, ohne welche das Stammland Italien nicht mehr wie 
früher ernährt werden konnte. Das vandalenreich wurde während seiner kurzen Blüte¬ 
zeit durch seine Seemacht ein Schrecken des erschütterten Weltreiches. 
Noch zwei andere Germanenvölker waren um dieselbe Zeit in die römische 
Provinz Gallien erobernd eingedrungen: Burgunder und Franken. Die Bur¬ 
gunder hatten ursprünglich an den Gestaden und auf den Inseln der Dstsee ge¬ 
wohnt. Noch heute erinnert daran Bornholm, d. i. Burgunderholm, Burgunderinsel. 
Durch die Völkerwanderung wurden sie bis an den Rhein verschlagen, wo sie um 
Worms längere Zeit wohnen blieben (Nibelungen!). Endlich setzten sie sich im süd¬ 
östlichen Gallien fest. — Die Franken fluteten von ihren uralten Wohnsitzen am 
Niederrhein in das nördliche Gallien herein. Neben Westgoten, Burgundern und 
Franken behauptete sich eine Zeitlang nur noch in der Mitte und im Nordwesten 
Galliens auch ein römischer Statthalter. 
Der südliche Teil Britanniens war seit Cäsars Tagen eine römische Provinz. 
Jetzt kamen von der Jütischen Halbinsel und der Elbmündung Kugeln und SflchfCtt 
und gründeten um 450 das angelsächsische Reich. 
Die Zerteilung des Weltreiches hatte begonnen, und überall waren 
Germanen die (Erben der Römer. 
Die Auslösung des weströmischen Reicher war schon jetzt beinahe vollendet. 
Germanische Völker hatten von dem Reichskörper sämtliche Glieder losgerissen. Nur 
der Rumps, Italien, war noch übriggeblieben. Doch auch diesem nahte jetzt der 
Untergang. Drei Jahre nach dem hunnischen Schrecken brachen aus dem Mittelmeere 
die Vandalen herein (455) und plünderten Rom 14 Tage lang. Das „römische" 
Heer aber bestand aus germanischen Söldnerscharen, und diese hatten des Landes 
Schicksal völlig in der Hand. 
In der Stadt Rom fühlten sich in diesen Zeiten des Schreckens die Kaiser nicht 
mehr sicher. Das alte Ravenna ward ihre letzte Zufluchtsstätte. Doch auch hier 
blieben die Söldner die eigentlichen Herren: sie erhoben und stürzten die Kaiser nach
	        
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