Thlodovech.
9
5. Die Gründung des Frankenreiches durch Chlodovech, 481—511.
Lhlodovechs Persönlichkeit. Hm unteren Rhein und an der niederländischen Nord¬
seeküste saß das Volk der Franken. Ls war in viele Stämme zersplittert und jeder
stand unter besonderen Fürsten. Die Franken an der Meeresküste nannten sich salische
Franken. Um 481 erhoben diese den fünfzehnjährigen Thlodovech (Chlodwig,
Ludwig) als ihren König auf den Schild. (Er wurde der Gründer eines großen Reiches.
Dazu war er befähigt durch feine Tapferkeit, durch feinen Scharfblick und durch eine
zähe Willenskraft. Hb er auch Grausamkeit und treulose Tücke gehören zu den Mitteln,
durch die er fein Reich aufbaute. Der Sage nach fielen fast alle feine verwandten
und die verschiedenen Stammesfürften der Franken durch Meuchelmord, und Thlodovech
soll der Anstifter oder der Mitwisser gewesen sein. Huf solche weife fei er allmählich
der Hlleinherfcher aller Franken geworden.
Seine Eroberungskriege. Das ursprünglich kleine Gebiet der Franken ver¬
größerte er durch zahlreiche Kriege. - Zuerst nach Westen. 3m nördlichen Gallien
bestand noch ein Überrest des Römerreiches; der letzte römische Statthalter schaltete
hier als unabhängiger Fürst. Thlodovech vertrieb ihn und riß das Land an sich.
Nun umfaßte feine Herrschaft außer dem Lande der Franken das ganze nördliche
und mittlere Gallien. — Huch nach (Dften hin, über germanisches Gebiet, dehnte
sich das Frankenreich aus. Hm oberen Rhein wohnten die Hiemannen. Sie wurden
bei Zülpich besiegt und mußten einen Teil ihres Landes um den Main an
Thlodovech abtreten, weil diese Landschaft nun zum Frankenreich gehörte, wurde
sie allmählich „Franken" genannt. - Im Süden waren Thlodovechs Nachbarn die
Westgoten. Ihr König HIarich II., ein verwandter Theoberichs des Großen, wurde
von Thlodovech besiegt und getötet. Gern hätte dieser das ganze Land an sich
gerissen; doch der mächtige ©ftgotenkönig trat dazwischen und rettete feinem Neffen
den südlichen Teil dieses Landes. Trotzdem vergrößerte Thlodovech durch diesen
Krieg sein Reich bis zur (Baronne.
Durch (Eroberungskriege hatte Thlodovech ein großes Reich geschaffen. (Es
reichte von der Nordsee und dem Htlantifchen (Dzean nach Süden bis in
das heutige Südfrankreich und nach Osten bis weit über den Rhein. Der
größte Teil dieses Reiches war früher römisches Land. Hb er auch ein großes
Stück deutschen Gebietes gehörte zu diesem Reiche.
Lhlodovechz Übertritt zum Christentum. Die Franken waren damals noch
heidnisch. Dagegen waren die Bewohner des von ihm unterworfenen Römerlandes
(Christen. (Eine Thriftin war auch Thlodovechs Gemahlin Thlotilde. Diese war ver¬
geblich bemüht, ihn zu bekehren. In der heißen Schlacht gegen die Hiemannen, bei
Zülpich, kam der Sage nach für ihn eine (Entscheidungsstunde. Schon wankten seine
Streiter, und der Sieg schien verloren. Da wandte sich der Bedrängte an den (Ehristengott
und gelobte, sich taufen zu lassen, wenn er den Sieg gewönne, wirklich siegte er, und bald
kniete er zu Rheims im (Botteshaufe, um dem Heidentum abzuschwören und sich taufen zu
lassen. Thlodovech nahm nicht das arianische Bekenntnis der Ost- und Westgoten an,
sondern wurde ein „rechtgläubiger" Christ und dadurch ein Glaubensgenosse der Römer.