Full text: Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des dreißigjährigen Krieges (H. 3 = Kl. 3)

Thlodovech. 
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5. Die Gründung des Frankenreiches durch Chlodovech, 481—511. 
Lhlodovechs Persönlichkeit. Hm unteren Rhein und an der niederländischen Nord¬ 
seeküste saß das Volk der Franken. Ls war in viele Stämme zersplittert und jeder 
stand unter besonderen Fürsten. Die Franken an der Meeresküste nannten sich salische 
Franken. Um 481 erhoben diese den fünfzehnjährigen Thlodovech (Chlodwig, 
Ludwig) als ihren König auf den Schild. (Er wurde der Gründer eines großen Reiches. 
Dazu war er befähigt durch feine Tapferkeit, durch feinen Scharfblick und durch eine 
zähe Willenskraft. Hb er auch Grausamkeit und treulose Tücke gehören zu den Mitteln, 
durch die er fein Reich aufbaute. Der Sage nach fielen fast alle feine verwandten 
und die verschiedenen Stammesfürften der Franken durch Meuchelmord, und Thlodovech 
soll der Anstifter oder der Mitwisser gewesen sein. Huf solche weife fei er allmählich 
der Hlleinherfcher aller Franken geworden. 
Seine Eroberungskriege. Das ursprünglich kleine Gebiet der Franken ver¬ 
größerte er durch zahlreiche Kriege. - Zuerst nach Westen. 3m nördlichen Gallien 
bestand noch ein Überrest des Römerreiches; der letzte römische Statthalter schaltete 
hier als unabhängiger Fürst. Thlodovech vertrieb ihn und riß das Land an sich. 
Nun umfaßte feine Herrschaft außer dem Lande der Franken das ganze nördliche 
und mittlere Gallien. — Huch nach (Dften hin, über germanisches Gebiet, dehnte 
sich das Frankenreich aus. Hm oberen Rhein wohnten die Hiemannen. Sie wurden 
bei Zülpich besiegt und mußten einen Teil ihres Landes um den Main an 
Thlodovech abtreten, weil diese Landschaft nun zum Frankenreich gehörte, wurde 
sie allmählich „Franken" genannt. - Im Süden waren Thlodovechs Nachbarn die 
Westgoten. Ihr König HIarich II., ein verwandter Theoberichs des Großen, wurde 
von Thlodovech besiegt und getötet. Gern hätte dieser das ganze Land an sich 
gerissen; doch der mächtige ©ftgotenkönig trat dazwischen und rettete feinem Neffen 
den südlichen Teil dieses Landes. Trotzdem vergrößerte Thlodovech durch diesen 
Krieg sein Reich bis zur (Baronne. 
Durch (Eroberungskriege hatte Thlodovech ein großes Reich geschaffen. (Es 
reichte von der Nordsee und dem Htlantifchen (Dzean nach Süden bis in 
das heutige Südfrankreich und nach Osten bis weit über den Rhein. Der 
größte Teil dieses Reiches war früher römisches Land. Hb er auch ein großes 
Stück deutschen Gebietes gehörte zu diesem Reiche. 
Lhlodovechz Übertritt zum Christentum. Die Franken waren damals noch 
heidnisch. Dagegen waren die Bewohner des von ihm unterworfenen Römerlandes 
(Christen. (Eine Thriftin war auch Thlodovechs Gemahlin Thlotilde. Diese war ver¬ 
geblich bemüht, ihn zu bekehren. In der heißen Schlacht gegen die Hiemannen, bei 
Zülpich, kam der Sage nach für ihn eine (Entscheidungsstunde. Schon wankten seine 
Streiter, und der Sieg schien verloren. Da wandte sich der Bedrängte an den (Ehristengott 
und gelobte, sich taufen zu lassen, wenn er den Sieg gewönne, wirklich siegte er, und bald 
kniete er zu Rheims im (Botteshaufe, um dem Heidentum abzuschwören und sich taufen zu 
lassen. Thlodovech nahm nicht das arianische Bekenntnis der Ost- und Westgoten an, 
sondern wurde ein „rechtgläubiger" Christ und dadurch ein Glaubensgenosse der Römer.
	        
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