— 15 —
persischen Heere immer weiter zurück und lockten es so in unwirk¬
liche Gegenden. Als Darins sie Zu Unterwerfung oder Kampf
auffordern ließ, sandten sie ihm einen Vogel, eine Maus, einen
Frosch und 5 Pfeile zum Geschenke, um ihm damit zu sagen:
„Wenn ihr Perser euch nicht wie Vögel zum Himmel erhebt oder
wie Mäuse in die Erde verkriecht oder wie Frösche in die Sümpfe
springt, so werdet ihr durch unsre Pfeile umkommen." Darins
gerieth bald in große Noth; um dem Hunger und den feindlichen
Reitern nicht zu erliegen, mußte er den Rückzug antreten. Wären
nicht durch die Treue des Histiäus die Brücken erhalten geblieben,
so wäre er mit seinem Heere umgekommen. Zur Belohnung über¬
gab er dem Histiäus eine Landschaft in Thrazien. Durch das
Streben dieses Mannes nach Selbstständigkeit wurde er in Krieg
mit Griechenland verwickelt, der ihm und seinem Reiche verhäng¬
nisvoll wurde und den wir später genauer betrachten werden.
f. Sitten und Einrichtungen der Perser. Die Natur des
Landes bedingte hauptsächlich zweierlei Arten der Beschäftigungen:
Ackerbau und Viehzucht; die Bewohner der Berge neigten mehr
zu kriegerischer Thätigkeit. Der König wurde aus dem angese¬
hensten Adelsgeschlechte, den Achämeniden gewählt. — Ihre
Religion war ein auf Natur- und Sternendienst beruhender
Cultus, in welchem die Sonne und das Feuer die wichtigste Rolle
spielte.^ Die Priester hießen Magier; sie waren in allerlei Wis¬
senschaften, besonders der Sternkunde und der Sterndeuterei er¬
fahren und trieben Zauberei, gestützt auf die von ihnen absichtlich
erhaltene Dummheit des Volkes. Sie gehörten auch zu den
Räthen des Königs. Dieser führte einen Hofstaat, wie ihn nur
t)ie reichsten und mächtigsten Fürsten zu führen vermochten, lebten
im Winter im heißen Babylon, im Frühling in Susa und im
Sommer im kühleren Ekbatana. Die größten Städte des Landes
waren durch Kunststraßen verbunden, und ein ziemlich regelmäßig
eingerichteter Botendienst beförderte die Befehle des Königs in
die Landschaften und Nachrichten von hier in die Hauptstadt. Die
Provinzen wurden durch Statthalter, Satrapen genannt, regiert.
Diese wurden meist aus der Zahl der Verwandten und Günstlinge
des Königs entnommen und konnten nach Willkür, ohne Bestra¬
fung fürchten zn müssen, da alle Klagen der Unterthanen unberück¬
sichtigt blieben, wenn nur die dem Hose schuldigen Abgaben jähr¬
lich richtig entrichtet wurden, schalten und walten und aus dem
Schweiße ihrer Untergebenen ihre Hab- und Genußsucht besrie-