Full text: Mittelalter (Theil 2)

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Magdeburg. Ta nemlich statt seines jüngeren Bruders Erich, 
den er gerne auf dem erzbischöflichen Stuhle gesehen hätte, Graf 
Günther zum Erzbischof gewählt wurde, so zog er vor die 
Stadt, um sie Zur Wahl seines Bruders zu zwingen. Aber sein 
Heer wurde in die Flucht geschlagen; er selbst gerieth in Gefangen¬ 
schaft und wurde von feinem erbitterten Gegner in einem Käüg 
von Eichenholz ans dem Markte zu Magdeburg ausgestellt und 
von den Bürgern auf's demüthigeudste behandelt. Mit Hülse seines 
früheren Dieners Johann von Buch, den Otto in seiner Hef¬ 
tigkeit einst verstoßen und der nun einen von dem Vater Otto's 
sür dringende Nothfälle aufgesparten Schatz nachwies, wurde er 
von seiner treuen Gemahlin Hedwig befreit, erneuerte aber bald 
den Kampf wieder; in demselben wurde er bei der Belagerung 
von Staßfurt von einem Pfeile in den Kopf getroffen, und dieser 
konnte ein Jahr lang ohne Gefahr nicht beseitigt werden, wovon 
er den Beinamen: „mit dem Pfeil" erhielt. Größere Vortheile 
als seine kriegerischen Unternehmungen brachten seine friedlichen 
Erwerbungen; er brachte die Mark Landsberg und die Nieder¬ 
lausitz durch Kauf an sich und trug aus diese Weise auch zur 
Vergrößerung der brandenbnrgischen Besitzungen bei. 
13. Grsindnngen im Mittelalter. 
Die zweite Hälfte des Mittelalters ist wichtig durch mehrere 
Erfindungen, welche einen bedeutenden Einfluß auf das Cultur¬ 
leben der Völker, auf Handel und Verkehr, auf Gesittung und. 
Bildung ausgeübt haben und eine ganz neue Zeit herbeiführen 
halfen. Dahin gehört: 
a. Erfindung des Kompasses. Schon sehr frühe war mehre¬ 
ren Völkern die wunderbare Eigenschaft der Magnetnadel bekannt, 
wonach sie mit einem Ende immer nach Norden zeigt. Aber erst 
im Anfang des vierzehnten Jahrhunderts wurde dieselbe auf die 
Schifffahrt angewandt und zwar durch Flavio Gioja aus der 
Gegend von Arnalf i in Italien. Erst jetzt kam sie in allgemeineren 
Gebrauch, und dies war von unberechenbaren Folgen. Während 
nemlich früher die Schifffahrt auf kleinere Meere beschränkt blieb 
und nur Küstenschifffahrt war, konnte man sich jetzt aus die offene 
See hinauswagen und größere Entdeckungsreisen unternehmen, 
oenn der Kompaß ermöglichte es, dem Schiffe eine bestimmte 
Richtung zu geben. 
Hops, Lehrbuch, II. 7
	        
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