Full text: Neue und neueste Geschichte (Theil 3)

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seine Macht wanken; da beantragte er bet dem Convent, den Glan- s 
ben an Gott wieder einzuführen, was denn auch am 8. Juli 1794 j 
unter großen Festlichkeiten geschah. Als aber Robespierre wieder 
mit Anklagen gegen Conventsmitglieder auftrat, rief man ihm 
entgegen: „Nieder mit dem Tyrannen!" Eilig flüchtete er in's j 
Stadthans und wollte sich, um der Gefangennahme zu entgehen, 1 
erschießen, zerschmetterte sich aber nur die Kinnlade und wurde 
ergriffen; auch fein Haupt fiel unter der Guillotine. 
Nach Robespierre's Tod trat eine gemäßigtere Partei an's 1 
Ruder. Der Convent ging auseinander (1795), und au feine 
Stelle trat das Direktorium. Dasselbe bestand aus 5 Direc-1 
toren, denen ein Rath von Fünfhundert und der Rath der Alten I 
zur Seite standen. 
13. Friedrich Wilhelm II. 
a. Friedrich Wilhelm als Kronprinz. Erste Regie- 
rungsmaßnahmen. Friedrich der Große war ohne Leibeserben z 
geblieben; deshalb hatte er schon frühe feinen Bruder, den Prinzen 
August Wilhelm, zu feinem Nachfolger ernannt, als dieser aber 
nach der unglücklichen Schlacht bei Collin bittere Vorwürfe von' 
seinem königlichen Bruder hören mußte, schied er aus dem Dienst;? 
schon 1758 starb er. An seiner Stelle wurde sein Sohn Frieds 
rich Wilhelm Zum Prinzen von Preußen und damit zum Thron¬ 
folger ernannt. Derselbe war von gutem Gemüth, zeigte viel 
Milde und Wohlwollen und batte durch einen guten Unterricht 
sich tüchtige Kenntnisse erworben. Aber es fehlte ihm vor allen 
Dingen eine feste Willenskraft, welche ihn die Weichheit feines 
Körpers und die Starke feiner Leidenschaften hätte überwinden 
lassen; er ließ sich von Günstlingen und Frauen leicht einnehmen: 
und leiten. Diese Verschiedenheit des Charakters von dem des * 
Königs war die Ursache, daß zwischen Friedrich d. Gr. und seineml 
Nachfolger eine Spannung herrschte, welche sich darin äußerte,, 
daß letzterer erst wenige Jahre vor dem Tode des Königs zu dem 
Regierungsgefchäften herangezogen wurde. 
Die Regierungsteit Friedrich Wilhelm's war eine schwere;: 
■war es schon schwierig, als Nachfolger des großen Königs sichii 
§u behaupten, so trugen besonders die äußeren Verhältnisse, die- 
in Frankreich herrschende Revolution, sehr viel zur Vermehrung; 
der Schwierigkeiten bei. Friedrich Wilhelm war bei feinem Re-- 
gierungsantritt vom besten Willen für das Wohl feines Volkes
	        
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