Full text: Neue und neueste Geschichte (Theil 3)

feit des Werkes wurde auch von Luther empfunden; er schreibt 
darüber: „Jetzt ist dafür gesorgt, daß ich nicht in dem Irrthum 
sterbe, ich sei gelehrt gewesen", und an einer andern Stelle: 
„Nun es verdeutscht ist, kann's jeder lesen, und meistern; es läuft 
jetzt einer nicht einmal an, wird auch nicht gewahr, welche Wacken 
und Klötze dagelegen sind." Aber Luthers Eifer rastete nicht; 
er befragte das Volk auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem 
Markte, wie man dies und jenes am besten ausdrücke; um z. B. 
die in der Offenbarung Johannis, Kap. 21, genannten Edelsteine 
richtig zu bezeichnen, ließ er sich vom Kurfürsten dessen Edelsteine 
zusenden. — In Folge der äußerst anstrengenden Arbeit litt 
Luthers Gesundheit und Gemüthsstimmung; er wurde oft schwer* 
müthig und verzweifelte an feinem Werke; in feiner Erregtheit 
glaubte er den Teufel zu sehen oder zu hören, der gekommen fei, 
ihn und fein Werk zu vernichten. — Das neue Testament war 
schon 1522 fertig, die ganze Bibel erst 1534. 
Zehn Monate war Luther schon auf der Wartburg; da 
entstanden im Frühjahre 1522 Unruhen in Wittenberg. Da¬ 
hin waren von Zwickau in Sachsen etliche Handwerker gekom¬ 
men, welche vorgaben, von Gott besondere Erleuchtung empfangen 
zu haben, die Kindertaufe verwarfen, Gütergemeinschaft anfingen 
und aus den Kirchen alle Bilder, Meßgewänder, ja die Messe selbst 
entfernt wissen wollten; letzteres fetzten sie mit Gewalt durch, 
indem sie die Kirchen erbrachen und alles entfernten, was nach 
ihrer Meinung nicht hinein gehörte; jeder sollte das heil. Abend¬ 
mahl ohne vorangegangene Beichte genießen können. Als Luther 
von diesen Gräueln hörte, hielt ihn nichts mehr auf der Wart¬ 
burg ; in Bart und Panzer eilte er nach Wittenberg, und trotz¬ 
dem der Kurfürst ihn vor dem öffentlichen Auftreten eindringlich 
warnte, so predigte er doch 8 Tage lang gegen die Bilderstürmer 
jeden Tag, und es gelang ihm, den Sturm zu dämpfen. 
t Der Bauernkrieg; die Wiedertäufer. Luther hatte 
in feinen Schriften die christliche Freiheit gelehrt; diese 
Lehre aber wurde von vielen, besonders von Bauern misver- 
ftanden. Die Bauern seufzten um diese Zeit noch unter dem 
harten Drucke der Leibeigenschaft und mußten gar oft schweren 
Druck von ihren Gutsherrn erdulden (s Thl. II., S. 91). Als . 
sie nun von Luthers Lehre von der christlichen Freiheit hörten, 
wandten sie diese nicht blos auf den Glauben und das christliche 
Leben, sondern ganz vornemlich auch auf die bürgerlichen Ver-
	        
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