Full text: Neue und neueste Geschichte (Theil 3)

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unterstützen hatte. Er förderte Handel und Gewerbe, baute Stra- ; 
ßen, machte Flüsse schiffbar und gründete große Werkstätten; gegen 
Ueppigkeit und Luxus in Kleidung und Nahrung gab er scharfe 
Verbote. — In den letzten Jahren seiner Regierung eröffnete sich 
die Aussicht, auf Gruud der oben angeführten Mitbelehnung über 
Preußen dieses Land an Brandenburg zu bringen. Dort war der ; 
blödsinnige Albert Friedrich Herzog; Markgraf Georg Fried¬ 
rich von Anspach war Vormund. Letzterer starb 1603, und die 
Vormundschaft ging auf Brandenburg über. Um die Ansprüche an 
Preußen zu erhöhen, verheiratete er sich mit einer Tochter Albert 
Friedrichs und seinen Sohn Johann Sigismund mit einer andern 
Tochter desselben. Durch letztere Heirat erwarb er zugleich An- j 
spräche auf das Herzogthum Jülich-Cleve-Berg, da die Gemahlin ; 
Albert Friedrichs die Schwester des Herzogs von Jülich war. Nach j 
einer zehnjährigen segensvollen Regierung starb er 1608. 
Ihm folgte Johann Sigismund (1608—1619). Die j 
Regierungszeit dieses Kurfürsten war erfüllt von Streit und Kampf • 
um die erworbenen Erbanfprüche; aber durch seine Klugheit und Be¬ 
harrlichkeit besiegte er alle Hindernisse. Als im Jahre 1609 der 
Herzog von Jülich-Cleve-Berg starb, machte Johann Sigismund 
seine Ansprüche geltend; zugleich trat Wolsgang Wilhelm von 
Pfalz-Neuburg mit Ansprüchen hervor; beide besetzten das Land 
trotz des Widerspruchs des Kaisers Rudolf. Um sich zu vertragen, 
einigte man sich dahin, daß der Pfalzgraf die älteste Tochter Johann 
Sigismnnd's ehelichen solle; als der Psalzgras die ganze Cleve'sche 
Erbschaft als Mitgift forderte, entstand darüber Streit. In bitterem 
Zorn verließ der Pfalzgraf den Kurfürsten, wurde katholisch und 
eröffnete nun mit Hülfe der Liga den Krieg gegen Johann Sigis¬ 
mund, welcher von den protestantischen Holländern Unterstützung 
erhielt. Durch den Vertrag zu Tanten (1614) fiel Cleve, Mark 
und Ravensburg an Brandenburg, Jülich und Berg an Pfalz- 
Neuburg. 
Im Jahre 1618 starb der blödsinnige Herzog Albert Friedrich 
von Preußen, und noch in demselben Jahre wurde das Herzogthum 
1618 Preußen für immer mit der Mark Brandenburg vereinigt. Der 
Widerstand des preußischen Adels gegen die braudenburgische Herr¬ 
schaft legte sich bald. 
Großen Anstoß erregte im Lande der Uebertritt Johann Sigis¬ 
munds zur reformirteu Kirche. Als ihm von den Ständen Vor¬ 
würfe gemacht wurden, äußerte er: „Wenn ich tausendmal der 
Geldsteuer entbehren müßte, würde ich mich nicht abhalten lassen, der
	        
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