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Der König achtete sehr genau auf alle Neuerungen im Militär¬
wesen; sein Leibregiment in Potsdam war, so Zu sagen, eine Ver¬
suchsstation für alle Neuerungen im Heere; dort wurden alle Ver¬
suche, die Exercitien einfacher, sicherer unb vollkommener zu machen,
zuerst vorgenommen; erwiesen sie sich als zweckmäßig, so wurden
Offiziere der anderen Regimenter nach Potsdam beordert, die Uebun¬
gen mit anzusehen. Der treueste Gehülfe des Königs beim Ein¬
üben des Heeres war der schon mehrfach genannte alte Dessauer,
der eigentliche Schöpfer der vortrefflichen Ausbildung des preußi¬
schen Fußvolkes; er hielt auf genaueste Präzision in der Aus¬
führung der einzelnen Uebungen, und er hat es dahin gebracht,
daß man nur einen Griff sali und dabei nur einen Schlag, sowie
beim Feuern nur einen Schuß horte. — Besonders viel hielt der
König auf ein tüchtiges Officiercorps; bis jetzt hatten die ein¬
zelnen Regimentsinhaber die Officiere ernannt; von nun cm er¬
nannte fie der König, nachdem er ihre Tüchtigkeit erprobt hatte,
er wollte nur solche haben, die das Exercitium gut verstanden,
welche keine Ausschweifungen begingen und sich auch äußerlich gut
Ausnahmen. Dadurch rief er unter den Offizieren und im ganzen
Heere ein Gefühl der Standesehre hervor,_ welches von großer
Bedeutung im preußischen Heere geworden ist. — Friedrich Wil¬
helm hielt auch viel auf die Pflege des religiösen Sinnes in der
Armee; er ließ eine große Anzahl von Eremplaren des neuen
Testamentes vertheilen, stellte viele Feldprediger an und suchte
den religiösen Sinn auch durch den Unterricht zu heben, den er
ungebildeten Soldaten ertheilen ließ.
d. Staatsverwaltung. Bei aller Vorliebe und thätigen
Fürsorge für das Heer vergaß Friedrich Wilhelm die übrigen
Regentenpflichten keineswegs; er führte vielmehr in allen Zwer¬
gen ein wirklich landesväterliches Regiment, und manche heilsame
neue Einrichtung verdankt ihm ihre Entstehung. Unter des Königv
Vater war die Finanzwirthschaft oft eine heillose geweftn und
hatte das Land sehr zerrüttet; daher sorgte der Sohn zunächst
für Ordnung in dieser Beziehung; er ordnete die grösste Spar¬
samkeit im Staatshaushalte au und verlangte strengste Gewissen¬
haftigkeit in der Verwaltung der öffentlichen Kassen. Auf dieje
Weise setzte er sich in den Stand, nicht nur jederzeit das unbe¬
dingt Nöthige beschaffen zu können, sondern sogar auch einen Schatz
für spätere Bedürfnisse zu sammeln. — Um der ganzen Staats¬
verwaltung ein einheitlicheres Gepräge zu geben, errichtete er eine