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Salben und wohlriechenden Wasser wurden im ganzen Morgen¬
lande geschätzt und bis in die fernsten Gegenden ausgeführt.
Die Wissenschaft befand sich im ausschließlichen Besitz eines erb¬
lichen Priesterstandes, dessen Glieder Chaldäer hießen. Besonders
trieb man Sternkunde (Astronomie), die aber frühzeitig in
Sterndeuterei (Astrologie) ausartete. Die Assyrer waren
den Babyloniern in vielen Stücken ähnlich, nur daß sie mit der
ihnen anhaftenden Üppigkeit und Genußsucht einen unternehmen¬
den kriegerischen Siuu verbanden.
Der höchste Gott der Babylonier und Assyrer war der
Sonnengott Bel, der Herr des Himmels und des Lichts, der
Schöpfer und Erhalter aller Dinge. Ihm zur Seite stand die
Mondgöttin Mylitta, die Verleiherin des Wachstums und der
Fruchtbarkeit, der man unter den gröbsten sinnlichen Ausschweif¬
ungen diente. Neben Sonne und Mond verehrte man das zahl¬
lose Heer der Sterne, denen ein besonderer Einfluß auf das
Menschenleben zugeschrieben wurde.
Als erster König Assyriens wird Ninus genannt, welcher
Ninive erbaute, Babel eroberte und die sämtlichen Völker Vorder¬
asiens seiner Herrschaft unterwarf. Seine Gemahlin und Nach¬
folgerin war die sagenberühmte Semiramis, der außer anderen
Wunderwerken der Baukunst die bekannten „hängenden Gürten"
zu Babel ihre Entstehung verdanken sollen. Ein späterer König,
Salmanassar, eroberte das Reich Israel und Phönizien, und
was er gewann, wußte sein Sohn Sanherib zu behaupten.
Nach des letzteren Tode aber sank die Macht der Assyrer. Die
Meder erkämpften ihre Freiheit und zogen dann in Gemein¬
schaft mit dem babylonischen Unterkönige Nabopolassar gegen
den wegen seiner Wollust und Üppigkeit sprichwörtlich gewordenen
Sardanapal zu Felde. Ninive wurde 606 v. Chr. erobert
und zerstört, und Sardanapal stürzte sich mit seinen Weibern
und Schätzen in die Flammen. Auf den Trümmern des alten
errichtete nun Nebukaduezar, Nabopolassars Sohn, ein neues,
das babylonische Weltreich, das auch das eroberte Judäa um¬
faßte. Doch wieder bestiegen weichliche Herrscher den Thron,
und so wurde es dem Perserkönige Cyrus nicht schwer, Babel
im Jahre 538 einzunehmen und damit dem Reiche Nebnkadnezars
den Untergang zu bereiten.
2. Die Phönizier.
Nordwestlich von Kanaan, zwischen dem Libanon und dem
Meere, wohnten die Schiffahrt und Handel treibenden Phönizier.
Früh schon befuhren sie alle benachbarten Küsten, später segelten