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fund, das einst den Angriffen Wallensteins getrotzt, wurde ge¬
nommen, und ehe drei Jahre vergingen, war kein Schwede mehr
auf deutschem Boden. Jetzt drangen die Feinde von Osten Her¬
rn Preußen ein. Da setzte Friedrich Wilhelm auf Schlitten über
das zugefrorene kurische Haff und errang bei dem Dorfe
Splitter unweit Tilsit einen neuen Sieg. Dennoch sollte der
Held die Früchte seiner Anstrengungen nicht ernten. Vom Kaiser
im Stiche gelassen, sah er sich Frankreich und Schweden allein
gegenüber und mußte im Frieden zu St. Germain Pommern
wieder herausgeben. Auch sonst blieb dem Kurfürsten die Er¬
fahrung nicht erspart, daß auf Österreichs Freundschaft nicht zu
bauen sei. Im Jahre 1675 starb der letzte Herzog von Schlesien,
und nach dem von Joachim II abgeschlossenen Vertrage hätte
das Land an Brandenburg fallen müssen. Aber der Kaiser nahm
dasselbe ohne weiteres in Besitz und überließ dem Kurfürsten
nur den Kreis Schwiebus, den übrigens dessen Nachfolger
wieder abtrat.
Während seiner letzten Regieruugszeit widmete sich Friedrich
Wilhelm lediglich dem Gedeihen seiner Lande und der Wohlfahrt
seiner Unterthanen. Er schuf eine kleine Flotte, gründete eine afri¬
kanische Handelsgesellschaft und ließ an der Küste von Guinea
eine Kolonie mit dem Fort Groß-Friedrichsbnrg anlegen.
Als sich in Frankreich eine heftige Verfolgung wider die Huge¬
notten erhob, nahm der Kurfürst 20 000 derselben in Branden¬
burg auf. Bei seinem Tode hinterließ er ein erweitertes Gebiet,
blühende Provinzen, ein wohlgeordnetes Staatswesen und ein
ansehnliches Heer.
43- Ludwig XIV.
Unter der Regierung Ludwigs XIV stieg Frankreichs
Einfluß in Europa zu einer bis dahin unangeahnten Hohe. Bei
allen Verwickelungen hatte der König die Hand im Spiele, kein
Krieg wnrde geführt, kein Friede geschloffen, ohne daß er dabei
beteiligt gewesen wäre. Seine Selbstsucht und seine Rücksichts¬
losigkeit feierten Triumph über Triumphe, und bald im Süden,
bald im Norden, bald ant Rhein, bald an den Pyrenäen wurde
fein Machtgebiet erweitert. Und während man sich nur selten
fähig zeigte, den räuberischen Nachbar, der weder Gesetze noch
Verträge achtete, von den Grenzen abzuhalten, beugte man sich
knechtisch der französischen Mode und gefiel sich in blinder Ver¬
ehrung des französischen Geistes und Wesens. In der unbe¬
grenzten Willkürherrschaft des Königs Ludwig, der alle Rechte
des Volkes mit Füßen trat und den Ausspruch thun konnte:
„Der Staat bin Ich!" erblickte man das Muster vollendeter