Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen im Königreich Preußen

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Die Wage in der Landwirtschaft. 
2. Du wirst dann bald nicht mehr dabei stehen bleiben, richtig 
zu füttern, sondern du wirst fragen: Wie verwertet sich mein Futter 
bei jedem einzelnen Stück? Du wirst wieder die Wage zur Hand 
nehmen und die Milch jeder Kuh von Zeit zu Zeit abwiegen, um zu 
sehen, wie sie ihr Futter verwertet, und du wirst in Zukunft keine 
Tiere halten, die nicht wieder einbringen, was die Fütterung kostet. 
Du wirst namentlich die Wage benützen, um die Gewichtszunahme 
deiner Tiere zu prüfen und bei jeder Unregelmäßigkeit den Fehler 
in der Fütterungsweise aufzusuchen bemüht sein. 
Wer kann aber billig mästen, wenn er sich nicht von Zeit zu Zeit 
durch die Wage überzeugt, ob der Erfolg dem Fuͤtteraufwande ent⸗ 
spricht? Er wird alsdann genau wahrnehmen können, ob die Fütte⸗ 
rung noch Erfolg hat oder ob er zu einer kräftigeren übergehn muß; 
er wird den Zeitpunkt beobachten, wo die Gewichtszunahme nicht 
mehr im richtigen Verhältnis zu der Fütterung steht und alsdann 
schleunig absetzen. (Die Wägung des Körpers ist allerdinas zu ver⸗ 
hinden mit der Betastung desselben; dadurch läßt sich feststellen, ob 
das Tier fleischreich, fettreich oder wasserreich ist. Schlecht genährte 
Tiere sind häufig nicht leichter, besizen aber weniger Fett und Ei⸗ 
weiß bei größerm Reichtum an Wasser.) 
3. Obwohl es sich sicher lohnen würde, wenn jeder Gutsbesitzer 
eine Viehwage zu den genannten Zwecken besäße, so genügt es für den 
kleineren, wenn eine solche zum Gebrauche für mehrere Landwirte 
aufgestelit wird, und es sollte wenigstens in keinem Dorfe, es mag so 
klein sein, wie es will, eine solche fehlen und diese gegen geringe 
Entschãdigung jedermann zur Verfügung stehen; denn ohne sie wird 
auch der Verkauf nach dem Lebend-Gewicht unmöglich sein. Daß 
aber gerade die mangelhafte Verkaufsweise nach einer Üerschlags— 
fumme für den Landwirt höchst nachteilig ist, das wird wohl niemand 
bezweifeln; fehlt es ihm doch an sicheren Schätzungspunkten, während 
Metzger und Händler durch Übung und jedesmaliges Wägen der aus— 
geschlachteten Tiere hierin eine große Gewandtheit besitzen und dem 
Verkäufer weit überlegen sind. 
1. Auch bei der Festsetzung des Saatgutes ist der Gebrauch 
der Wage von hohem Werte; denn kaum ein Säemann weiß, ob er 
nicht in Wirklichkeit zu dünn oder zu dick sät, und doch kann er das 
bloß aus dem Gewichte des Samens beurteilen. Je vollkommener 
und schwerer dieser ist, desto dünner darf die Saat sein. Gewöhnen 
wir uns nur einmal daran, die Saatfrucht abzuwiegen und danach 
die Menge des Saatbedarfes zu beurteilen, so werden wir bald ganz 
andere Änhaltspunkte für unsere Saat haben und mit weniger 
Samen mehr ausrichten. 
5. Ebenso wichlig ist, daß wir nach Zentnern berechnen, wieviel 
Dunger, tierischen sowohl wie künstlichen, wir auf eine bestimmte Fläche 
bringen, um die Wirkung beurteilen und danach den wirklichen Erfolg 
in Geld aussprechen zu können, den diese oder jene Düngung hat.
	        
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