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Wehenden nach. Doch Medea wußte ihn durch ein furchtbares
Mittel von der Verfolgung abzubringen. Sie tötete und zer¬
stückelte ihren mitgenommenen kleinen Bruder, stellte Haupt und
Hände auf einem hohen Felsen aus und streute die übrigen Glie¬
der weit am Ufer umher. Diese grause That nötigte den Vater,
bei dem Sammeln der Ueberreste seines Söhnchens zu verweilen,
und die Argonauten entkamen glücklich nach der Heimat.
9. Der trojanische Krieg.
Als der König Pelens von Thessalien seine Hochzeit mit
der Meeresgöttin Thetis feierte, waren alle Götter und Göttinnen
geladen, nur Eris nicht, die Göttin der Zwietracht. Ans Rache
dafür rollte sie einen goldenen Apfel in den Saal, der die Aufschrift
trug: „der Schönsten". Sofort erhob sich Streit unter den Göt¬
tinnen, wem der Apfel gebühre, auf den namentlich Here, Pallas
Athene und Aphrodite Anspruch zu haben meinten. Da befahl
Zeus dem Götterboten Hermes, die Genannten zu Paris, dem
Sohne des Königs Priamns von Troja in Kleinasien, zu führen,
damit dieser entscheide. Jede der Göttinnen suchte nun den Jüng¬
ling zu bestimmen, daß er ihr den Preis zuerkenne: Here ver¬
sprach ihn zum mächtigsten Herrscher der Erde, Pallas Athene
zum weisesten unter den Menschen machen zu wollen, und Aphro¬
dite verhieß ihm die schönste Frau. Ohne Besinnen reichte Paris
den Apfel der Aphrodite, infolge dessen ihn diese nach Sparta
zu dem Könige Menelaus geleitete und ihm beistand, die Gattin
des letzteren, die schöne Helena, mit vielen Schützen nach Troja
zn entführen.
Um den erlittenen Schimpf zu rächen, entboten Menelaus
und fein Bruder Agamemnon, König von Argos und Mt)eene,
die trefflichsten Helden griechischer Erde zum Kampfe gegen Troja.
Fast alle folgten dem an sie ergangenen Ruse, und ein Heer von
100000 Mann sammelte sich zu Aulis in Böotien, wo 1200
Schiffe zu ihrer Überfahrt bereit lagen. Da kam u. a. der greife
Nestor von Pylos, der verschlagene Odysseus von Jthaka, der
gewaltige Ajax von Salamis und vor allen der göttliche Achilles,
des Peleus und der Thetis Sohn, mit seinem Freunde Patro¬
klus. Lange wurde das Heer durch widrige Witterung zu Aulis
zurückgehalten. Da entschloß sich Agamemnon auf den Rat des
Oberpriesters Kalchas, seine Tochter Jphigenia der Artemis zum
Sühnopfer zu bringen. Doch die Göttin wollte nicht das Blut
der Jungfrau und entrückte sie nach dem taurischen Chersones,
der Halbinsel Krim. Nun schwellte ein günstiger Wind die Segel,
und die Schiffe landeten glücklich an der feindlichen Küste.
Vor ^roja angekommen, schlugen die Griechen ein befestig-