Full text: Sagen und Geschichten (Teil 1)

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Händen und Zähnen wider die andringenden Barbaren vertei¬ 
digte. Als auch biefe Schutzwehr von den Feinden durchbrochen 
worden war, setzten sich die ermatteten Krieger auf einem Hügel 
nieder und starben hier bis auf den letzten Mann. 
Nachdem die Perser den Durchgang durch den Engpaß er¬ 
zwungen, ergossen sie sich unter wilden Verwüstungen über ganz 
Mittelgriechenland. Als indes ihre Flotte bald darauf eine voll¬ 
ständige Niederlage erlitt, kehrte Xerxes mit einem Teile seines 
Heeres nach Asien zurück, und ein Jahr später wurde auch der 
Rest seiner gewaltigen Streitmacht zum Abzüge genötigt. Leoni- 
das und seine Dreihundert aber lebten noch lange in Lied und 
Sage fort, gefeiert von ihren Mitbürgern bei den öffentlichen 
Festen und Spielen. An der Stätte, wo der Heldenkönig mit 
seinen Gefährten gefallen, wurde ein eherner Löwe errichtet, der 
die Inschrift trug: „Wanderer geh' und verkünde dem Volk der 
Spartaner, daß wir liegen dahier, seinen Gesetzen getreu." 
12. Alexanders des Großen Zugend. 
Alexander der Große war der Sohn Philipps von Mace- 
donien, welcher das uneinige und zerrissene Griechenland seiner 
Botmäßigkeit unterwarf. Er wurde in derselben Nacht geboren, 
in welcher ein Unsinniger, um sich einen Namen zu machen, den 
Tempel der Artemis zu Ephesus, eins der herrlichsten Wunder¬ 
werke der Welt, in Flammen steckte. Mit der Nachricht von 
der Geburt des Sohnes erhielt König Philipp zugleich die frohe 
Botschaft, daß sein Feldherr Parmenio die Illyrier geschlagen, 
und daß sein Viergespann bei den olympischen Festspielen den 
Sieg davongetragen habe. Früh schon wurde der hochbegabte 
Knabe durch eine treffliche Erziehung auf das Große und Edle 
hingelenkt. Leonidas, ein macedonischer Ritter, verlieh seinem 
Körper durch militärische Übung und Abhärtung die Stärke, 
Gewandtheit und Festigkeit, die ihn zur Ertragung von Mühen 
und Beschwerden geschickt machten, uud Aristoteles,' der Weiseste 
seiner Zeit, übernahm die geistige Ausbildung des Königssohnes 
und weihte ihn ein in alle Tiefen griechischer Kunst und Wissen¬ 
schaft- So wuchs Alexander zum Jüngling heran, ausgezeichnet 
durch äußere Wohlgestalt, hohen Sinn und Innigkeit des Gemüts. 
Sem rascher Gang, der funkelnde Blick, das zurückfliegende Haar 
und die Gewalt seiner Stimme bekundeten den Helden; wenn er 
ruhte, bezauberte die Milde seiner Miene, das sanfte Rot, das 
auf der Wange spielte, das feuchtblickende Auge und das ein 
wenig zur Linken geneigte Haupt. Bereits als Knabe that er es 
in ritterlichen Künsten allen seinen Gefährten zuvor. Einst wurde 
dem Könige ein prächtiges, aber wildes thessalisches Pferd . Bu-
	        
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