Full text: Sagen und Geschichten (Teil 1)

beschloß der Senat, den Krieg von Sicilien nach Afrika hinüber¬ 
zuspielen, und der Consul Atilins Regulus landete im Jahre 
256 mit einem beträchtlichen Heere an der pnnischen Küste. Hier 
waren seine Unternehmungen anfangs so vom Glücke begünstigt, 
daß er es wagte, einen Teil seiner Truppen nach Italien zurück¬ 
zuschicken und mit dem Reste zur Belagerung der feindlichen 
Hauptstadt aufzubrechen. Da verstärkten die Karthager ihre 
Streitkräfte durch Anwerbung griechischer Söldner und übertrugen 
dem erfahrenen spartanischen Feldhauptmann Lanthippus den 
Oberbefehl. Dieser griff die Römer bei dem nahen Tunis an 
und brachte ihnen eine vollständige Niederlage bei, in welcher sie 
säst sämtlich den Tod fanden, Regulus selbst aber in Ge¬ 
fangenschaft geriet. 
Vier Jahre hatte der geschlagene Feldherr im Gefängnis 
geschmachtet, als die Karthager auf (Stellten eine neue Schlacht 
verloren. Dies ließ sie lebhaft das Ende des Krieges herbei¬ 
sehnen, und sie schickten deshalb eine Gesandtschaft mit Friedens- 
anträgen nach Rom. Auch Regulus wurde derselben beigegeben, 
nachdem er feierlich geschworen, zur Hast zurückzukehren, sobald 
eine Eiuiguug nicht zu stände käme. Anstatt aber, wie die Kar¬ 
thager gehofft und erwartet, für den Frieden zn sprechen, riet 
er seinen Landsleuten zur Fortsetzung des Krieges, der den Geg¬ 
nern verderblich werden müsse. Der Senat trat seiner Meinung 
bei, und Regulus reiste, trotz der Abmahnungen seiner Freunde 
und trotz der Bitten und Thränen seiner Angehörigen nach Kar¬ 
thago zurück. Hier bereiteten ihm die erbitterten Feinde ein 
martervolles Ende. Sie schnitten ihm die Angenlider ab und 
stellten ihn mit dem Gesicht gegen die Sonne, bis er erblindete. 
Dann steckten sie ihn in eine Tonne, die inwendig mit spitzen 
Nägeln ausgeschlagen war, und nachdem er drei Tage und drei 
Nächte darin gelegen, hefteten sie ihn noch ans Kreuz. 
Mehrere Jahre dauerte der Krieg noch fort. Endlich willig¬ 
ten die Puuier nach einer abermaligen Niederlage in die ihnen 
gestellten Friedensbedinguugeu. Sie mußten Sicilien den Römern 
überlassen, die Gefangenen ohne Lösegeld herausgeben und eine 
bedeutende Summe Kriegskosten bezahlen. 
20. Hannibals Übergang über die Alpen. 
Die nächstfolgenden Jahre benutzten die Karthager, um sich 
für ihre Verluste in dem reichen Spanien zu entschädigen. Her 
milkar Barkas unterwarf die Völkerschaften im südlichen Teile 
der Halbinsel, und sein Schwiegersohn Hasdrubal und sein Sohn 
Hannibal dehnten die Eroberungen bis zum Ebro aus. Diese 
Fortschritte erregten die Besorgnis des Senats, und er erklärte-
	        
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