94 HI. Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte.
graf Ltto von Wittelsbach, Stammvater des noch jetzt regierenden
bayrischen Hauses.
Heinrich focht lange ritterlich für seine Besitzungen, allein er
war der vereinten Macht des Kaisers und der Fürsten nicht ge¬
wachsen. Er demütigte sich deshalb vor dem Kaiser und erhielt von
ihm sein väterliches Erbe, Braunschweig und Lüneburg, zurück. Jedoch
mußte er aus drei ^ahre das Vaterland meiden. Heinrich ging in
die Verbannung nach England, Zu dem Könige, seinem Schwiegervater.
Fünfhundert Jahre später bestiegen feine Nachkommen, die Herzoge
von Braunfchweig-Lüneburg, den englischen Thron.
Auch im Greisenalter behielt Friedrich noch die rüstige Tätigkeit
eines Jünglings. Er nahm an dem dritten Kreuzzug teil, als die
Nachricht von dem Verluste Jerusalems die ganze Christenheit mit
Schmerz erfüllte und sie von neuem gegen die Mohamedaner zu
den -1baffen, rief. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren war er
an der Spitze des Kreuzheeres bereits bis zur Stadt Seleucia in
Armenien, am Flusse Kalykadnus glücklich vorgedrungen. Hier aber
war dem Leben des greifen Helden eine Grenze gefetzt. Weil
bas Heer nur langsam über die schmale Brücke dieses Stromes
rücken konnte, so sprengte er, des Zögerns müde, in jugendlichem
Ubermute mit dem Pferde in den Strom, um hindurchzuschwimmen.
Die Wellen ergriffen den allzukühnen Greis und rissen ihn fort.
Entseelt brachte man ihn ans Ufer. In Deutschland wollte man
die Nachricht vom Tode des geliebten Kaisers gar nicht glauben.
Int Volke verbreitete sich die Sage, er sei noch ant Leben, schlafe
aber verzaubert im Kt)ffhäuferberg in der goldenen Aue, in Thü¬
ringen. Einst werde er aus dem Zauberschlaf erwachen und das
Deutsche Reich zu neuer Herrlichkeit führen: „Er hat hinabgenommen
des Reiches Herrlichkeit und wird einst wiederkommen mit ihr zu feiner
Zeit." Den Kyffhäufer krönt jetzt das gewaltige Denkmal Kaiser
Wilhelms I., welches die Kriegeroereine hier dem Schöpfer des neuen
Deutschen Reichs errichtet haben. Wilhelm Weißbart hatte das Werk
von Friedrich Rotbart oollendet.
Die heilige Elisabeth.
Elisabeth war die Tochter des Königs Andreas von Ungarn.
Im vierten Lebensjahr kam sie nach Thüringen auf die herrliche
Wartburg, zu Landgraf Hermann und dessen Gemahlin Sophie.
Das landgräfliche Paar liebte die kleine Elisabeth wie ihr eigenes