Full text: Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 3)

Heinrich IV 
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stillen, frommen Frau von einfachem Sinn. Der feurige Heinrich 
wurde feiner Gemahlin bald überdrüssig und beantragte die Scheidung, 
"bie er aber auf einem Fürstentag nicht erreichte und der sich auch der 
päpstliche Legat (Gesandte) aufs entschiedenste widersetzte. Das war 
schon der Anfang des schweren Zusammenstoßes, in den Heinrich IV. 
mit der Kirche geraten sollte. In seiner von ihm anfangs so gleich* 
gittig behandelten Gemahlin erstand ihm in späteren Unglückszeiten 
die treueste und ausdauerndste Lebensgefährtin. 
Heinrichs IV. Kampf mit den Fürsten und den Sachsen. 
Verhängnisvoll wurde es für Heinrichs IV. Regierung, daß er sich gegen 
den tapferen und gemäßigten Bayernherzog Otto von Nord heim auf¬ 
hetzen ließ und diesen ins Lager der Gegner trieb. Magnus, der Sohn 
des Sachsenherzogs, trat sofort mit anderen Fürsten aus Ottos Seite. 
Die süddeutschen Fürsten schürten in eigennütziger Absicht Heinrichs Groll 
gegen die Sachsen. Schon Heinrich 111. hatte, um bie ungefügen Sachsen 
besser unter ben Augen zu haben, sich vorzugsweise auf den Pfalzen 
zu Pöhlde und Goslar aufgehalten. Der Sohn ließ nun, um feine 
Stellung zu befestigen, noch neue Burgen anlegen, eine mit königlicher 
Pracht, die Harzburg, östlich von Goslar. Aber widerwillig ertrug 
das Volk die Last der Hofhaltung und konnte überdies kein rechtes 
Zutrauen zu dem feinen fränkischen Wesen fassen. Den Fürsten, die 
nicht mit Unrecht fürchteten, Heinrich würde ihre Macht immer mehr 
beschränken, gelang es, das Volk zum offenen Aufstande zu reizen, an 
den sich langwierige Fehden anschlossen, aus denen Heinrich aber 
schließlich doch als Sieger hervorging. Otto von Nordheim, Pfalzgraf 
Friedrich, Hermann Billung, der Erzbischof von Magdeburg, der Bifchof 
Burchard von Halberstadt und viele andere Große Sachsens hatten 
sich wider den König erhoben, waren auch anfangs siegreich und 
erzwangen im Frieden von Gerstungen, daß alle Zwingburgen im 
Sachsenlande niedergerissen wurden. Bei der Niederlegung der Harz¬ 
burg verübte das durch den glücklichen Erfolg berauschte Volk Unfug 
an der Königsgruft und mit den Reliquien der Heiligen. König 
Heinrich nahm jetzt alle Kraft zusammen, brachte viele der sächsischen 
Großen auf feine Seite und führte einen vernichtenden Schlag gegen 
die Sachsen bei Hohenburg an der Unstrut im Jahre 1075. Auf 
ihren guten Rossen brachten sich die sächsischen Edlen in Sicherheit. 
Die Bauern aber riefen entrüstet: „Sie reizten uns zum Aufstand, 
und jetzt verlassen sie uns." Die königlichen Burgen wurden wieder 
aufgebaut. 
Der Zwist mit dem Papste Gregor VII. Noch schwereres 
Ungemach als diese Zwistigkeiten mit den Fürsten und dem Sachsenvolk
	        
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