Full text: Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 3)

76 Tie Kaiser aus dem Hause der Hohenstaufen. 
Cttos den jungen Sohn Heinrichs VI., Friedrich, 1215 zum Könige 
wählen ließ. Otto starb (1218) auf der Harzburg, nachdem er noch 
lange in Frankreich und Deutschland gekämpft hatte, als Verbündeter 
seines Vetters, des Königs Johann von England, und des Grafen 
von Flandern, die König Philipp von Frankreich bekriegten, durch 
diesen aber 1214 bei Bouvines in Flandern eine entscheidende 
Niederlage erlitten. 
Friedrich II. (1215—1250). Friedrich II. war ein Held von hoher 
Kraft und unerschütterlicher Festigkeit, ein freier, kühner Herrscher, der an 
Verstand und Aufklärung alle seine Vorgänger weit übertraf. Leider 
blieben aber seine herrlichen Eigenschaften für Deutschland fast ohne 
Segen. Denn er lebte mehr für seine italienischen Staaten, und der 
Streit, in welchen er bald mit den Päpsten, bald mit den lombardischen 
Städten geriet, füllte fast die ganze Zeit seiner Regierung aus. 
Gleich bei seiner Krönung zu Aachen verpflichtete er sich zu einem 
Kreuzzuge, schob ihn aber unter manchem Vorwande jahrelang auf. 
Der Papst Gregor IX. erinnerte ihn wiederholt an sein Versprechen, 
er drohte und tat ihn zuletzt in den Bann. Endlich schiffte sich der 
Kaiser, um zu zeigen, daß er es mit dem versprochenen Kreuzzuge ernstlich 
meine, ein. Doch versöhnte er hierdurch den Papst nicht. Dieser ließ 
vielmehr an die Geistlichkeit in Palästina einen Befehl ergehen, den 
Kaiser nicht zu unterstützen. Allein Friedrich war in dem Heiligen 
Lande glücklicher, als man hätte erwarten sollen. Er schloß mit 
den Türken einen zehnjährigen Waffenstillstand, in welchem ihm 
Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden. In der 
Kirche des Heiligen Grabes setzte er sich die Krone eines Königs von 
Jerusalem auf. (Es war dies der fünfte Kreuzzug 1228—1229). 
Dann eilte er zurück nach Italien, vertrieb hier die Feinde aus seinen 
Besitzungen und söhnte sich auch mit dem Papste wieder aus. Das 
Reichsfest zu Mainz 1235 zeigte ihn auf der Höhe seiner Macht. 
Jedoch war die Ruhe in Italien nur scheinbar und von kurzer 
Dauer. Sie währte so lange, als des Kaisers Anwesenheit schreckte; 
kaum hatte er aber das Land verlassen, so riefen ihn neue Unruhen 
und Meutereien dahin zurück. Der Papst Innozenz IV. ins¬ 
besondere, der größte Gegner des Kaisers, sprach in einer Kirchen Ver¬ 
sammlung zu Lyon abermals über ihn den Bann aus und erklärte 
ihn seiner Kronen und Würden verlustig Auf Antrieb des Papstes 
wählten nun mehrere deutsche Fürsten, insbesondere die geistlichen, einen 
Gegenkönig und zwar den Landgrafen von Thüringen, Heinrich Raspe 
(der Rauhe), (1246), der die tugendhafte Landgräsin Elisabeth von der 
Wartburg vertrieben hatte (s. Teil I, S. 94), und als dieser schon im
	        
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