Luthers Heirat und Katharina von Bora.
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von Hessen mußte auch Kriegsvolk stellen, um die gefährlichen Fana-
titer zu vernichten.
Die Erinnerung an den phantastischen überspannten „Johann
von Leiden" haben der französische Theaterschriftsteller Eugen Scribe
und der deutsche Komponist Jakob Meyerbeer in etwas idealisierender
Weise verarbeitet in der einst sehr beliebten Oper „Der Prophet".
Luthers Heirat und Katharina von Bora.
Im Herbst 1524 hatte Luther die Mönchskutte mit der welt-
lichen Kleidung eines Gelehrten vertauscht, weilte aber noch immer in
seinem Kloster, dessen Einkünfte freilich aufhörten, da die Mönche
größtenteils austraten. Luther war mit der bescheidensten Verpflegung
zufrieden und konnte tatsächlich lange von Wasser und Brot leben.
Bei seinem Leben voll angestrengter Arbeit und Aufregung begnügte
er sich mit den einfachsten Erholungen und Genüssen.
Der Gedanke an den Ehestand kam ihm erst, als ein großes
Gesühl der Vereinsamung ihn ergriff und er des Bibelworts gedachte-
„Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei . . ." Da wandte sich
seine Erinnerung der früheren Nonne Katharina von Bora zu.
Diese, geboren 1499, stammle aus einem alten adeligen Geschlecht.
Schon als Kind hatte man sie in einein Kloster untergebracht, und
mit 16 Jahren war sie als Nonne eingesegnet worden, ohne wirklichen
inneren Beruf zu diesem Leben. Mir noch anderen Schwestern entfloh
sie der Klosterzelle. Der Torgauer Ratsherr Koppe nahm sich ihrer
an, und Luther rechtfertigte ihren Austritt in einem öffentlichen Send-
schreiben an Koppe und sammelte auch Beiträge für ihren Unterhalt,
bis sie weiter versorgt werden könnten. Zuerst kamen sie nach Witten-
berg, und hier blieb Katharina im Hause des Stadtschreibers Philipp
Reichenbach, bis sie Luthers Ehefrau wurde.
Die Universität Wittenberg schenkte Luther zu seiner Vermählung
einen fein gearbeiteten silbernen Becher, und das Klostergebäude
verblieb nach Verfügung des Kurfürsten seine Wohnung. In diesem
richtete Frau Käthe ihren Haushalt ein.
Martin Luther hat einen gesegneten Haus- und Ehe-
stand geführt. Wenn er von seiner Familie, seiner Frau und seinen
Kindern redet, ist er immer des Dankes gegen Gott voll, das Herz
geht ihm auf, er atmet unter den heißen Kämpfen eine frische und