Full text: Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen (Teil 4)

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Tie deutsche Reformation. 
testanten aus dem Gegensatz zwischen Luther und Zwingli erwachsen 
mußte (Marburger Religionsgespräch 1529), scheiterte aber an der 
Unvereinbarkeit der beiderseitigen Auffassung vom Abendmahl. Nach 
Zwingli ist es ein Gedächtnismahl, bei dem Brot und Wein nur 
Symbole der geistigen Gemeinschaft der Gläubigen mit Christus sind; 
nach Luther wird iin Abendmahl „wahrhaftig und leiblich" Christi 
Leib und Blut genossen. 
Im Großherzoglich Hessischen Museum zu Darmstadt befindet 
sich ein Gemälde „Das Religionsgespräch zu Marburg". Der 
Maler, August Noack, hat den Moment aufgegriffen, als Luther mit 
Kreide die Worte aufschreibt: „Das ist mein Leib". Interessant wirkt 
das Bild durch die Porträtähnlichkeit sämtlicher Köpfe. 
Calvin (1509 bis 1564), Priester in Frankreich, kam, wegen 
freierer Lehren flüchtig, nach Genf, wo er eine ausgedehnte religiös- 
kirchliche und sittlich-bürgerliche Tätigkeit entfaltete, deren Wirkungen 
weit über Genf hinausgingen. Geistvoller und gelehrter Theologe 
unerbittlicher Glaubens- und Sittenrichter von fast alttestamentlicher 
Gesetzesstrenge, übte er einen großen Einfluß auf die Gewissen der 
Menschen aus. Von Zwingli unterschied er sich in der Abendmahls- 
lehre, in der er sich Luther näherte (geistige Speisung des Gläubigen 
mit dem wirklichen Leibe und Blute Christi), und in der Lehre von der 
Prädestination (Vorherbestimmung von Seligkeit oder Verdammnis). 
Zwingli verwarf, wie alle Kunst, so auch kirchliche Musik. Orgel- 
spiel und Gemeindegesang. Calvin gestattete den Psalmengesang. 
Verbreitung der reformierten (Calvinischen) Lehre: Schweiz, 
Pfalz, Hessen, Anhalt, Bremen, manche rheinische Gebiete, Holland, 
Schottland (Knox), Frankreich (Hugenotten) wandten sich dem Calvinis- 
mus zu. Der Westfälische Friede gab den Reformierten die gleichen 
Rechte wie den Lutheranern. 
Die anglikanische Kirche, durch Königin Elisabeth begründet, ist 
eine Verbindung von Calvinischem Bekenntnis mit katholischer Ver- 
faffung und katholisierendem Kultus. 
So gelangte durch Calvin der Protestantismus zu inter- 
nationaler Bedeutung. 
Das Eindringen des Calvinismus in Deutschland vermehrte 
noch die Spaltung unter den dortigen Protestanten und erzeugte fort- 
währende Kämpfe zwischen Reformierten und Lutheranern, die sich 
untereinander schlechter vertrugen als mit den Katholiken. 
Anläßlich der 400jährigen Gedenkfeier für Calvin (12. Juli 
1909) ward namentlich auch in den reformierten Kirchen Deutschlands 
der innigen Verbindung gedacht, in welcher verschiedene branden¬
	        
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