Full text: Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus

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diesem Gebiet herrschten die Markgrafen unabhängiger, als die 
meisten andern Fürsten des deutschen Reichs, sie 'zahlten dem 
Kaiser keine Abgaben und übten die Gerichtsbarkeit nicht in des 
Kaisers, sondern in ihrem eigenen Namen. Ihre Einkünfte 
flössen teils ans den Erbgütern, teils von den Erträgen der 
Wälder, Bergwerke, Zölle it. f. w. (Regalien). Oft verkauften 
oder verpfändeten sie dieselben, und gerieten dadurch später in 
Geldverlegenheiten; alsdann wandten sie sich an die Stände, um 
von diesen außerordentliche Beisteuern (Beden) zu erhalten, bis 
später statt dieser einzelnen Beden eine regelmäßige Abgabe fest¬ 
gesetzt wurde. 
In der aus Wenden und Deutschen gemischten Bevölkerung 
hatte deutsche Sitte mit dem christlichen Glauben und dem 
deutschen Recht die Oberhand gewonnen. Die deutschen Ansiedler, 
teils die Krieger Albrechts des Bären, teils fremde Einwanderer,' 
erhielten ihren Grund und Boden erbeigentümlich, ein Vor¬ 
zug gegen die Bauern anderer Gegenden. Die Anlegung von 
Dörfern wurde meist einzelnen Rittern übertragen, welche dann 
zugleich erbliche Gerichtsherren des Ortes wurden. In den 
Städten, welche meist von gewählten Ratsmännern unter einem 
Rats- oder Bürgermeister verwaltet wurden, blüheten Handel 
und Gewerbe auf, besonders auch durch die Märkte. Mehrere 
Städte schlossen sich dem Hansabund an. 
Die Geistlichkeit gewann in der Mark keinen großen Einfluß 
auf die weltlichen Dinge, weil die Markgrafen ihr Herrscheramt 
mit großer Selbständigkeit führten; doch förderten die Ballen¬ 
städter mit regem kirchlichem Sinn alle frommen Stiftungen, be¬ 
sonders zahlreiche Klöster, welche nicht nur Pflanzstätten christlichen 
Glaubens, sondern auch Asyle der Mildthätigkeit, der Armen- 
und Krankenpflege und oft zugleich Vorbilder für erfolgreichen 
Landbau waren. Für die Pflege der Bildung leisteten sie dagegen 
nicht viel. Die einzigen Schulen waren von der Geistlichkeit 
begründet. Im allgemeinen gab der Zustand der Mark bei 
Waldemars Tode ein rühmliches Zeugnis für das Streben der 
Ballenstädter.
	        
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