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er die Kaiserkrone getragen. Da starb er an einer bösen Krankheit. Schon
seit dem Jahre 1887 hatte ihn ein schlimmes Halsleiden befallen, das
nicht besser werden wollte. Die berühmtesten Ärzte wurden zu Rate ge¬
zogen. Es mußte dem Schwerkranken die Luftröhre durch einen kleinen
Schnitt geöffnet und eine kleine silberne Röhre zum Atmen eingesetzt
werden, sonst wäre er erstickt. Die Ärzte gaben dem Kronprinzen den
Rat, wegen der rauhen und ungesunden Frühjahrsluft Deutschlands nach
dem schönen, sonnig-warmen Italien zu reisen und sich dort eine Zeit¬
lang aufzuhalten, damit es besser mit ihm würde. Das tat denn auch
der Kronprinz. Er reifte nach San Remo in Italien und wohnte dort.
Die Besserung wollte sich aber nicht einstellen. Am 9. März 1888 starb
der alte Kaiser Wilhelm, und nun übernahm der kranke Kaiser — er
nannte sich Friedrich III. — die Regierung. Vergebens baten ihn die
Ärzte, noch in Italien zu bleiben, weil die Witterung in Berlin noch zu
kalt sei. Er ließ sich nicht mehr zurückhalten, reiste nach Charlottenburg
und wohnte hier im Schlosse. Den alten Vater hat er auch als Leiche
nicht mehr sehen können; denn er durste das Zimmer nicht verlassen.
An dem Begräbnisse konnte er auch nicht teilnehmen. Von einem
Fenster des Schlosses sah er ans den Trauerzug herab, der sich langsam
an ihm vorüberbewegte. Tränen füllten seine Augen. Er ahnte wohl,
daß er dein geliebten Vater bald nachfolgen werde. Wie trauerte das
deutsche Volk um den kranken Kaiser, der so schwer leiden mußte! „Unser
Fritz" wurde er von allen genannt. Laut sprechen konnte Kaiser
Friedrich nicht mehr; bald war ihm auch das Flüstern unmöglich. Dann
schrieb er aus einen Zettel, was er wünschte und sagen wollte. Stets
lagen darum Papier und Bleistift neben seinem Bette. So schrieb er
seinem Sohne Wilhelm, unserm jetzt regierenden Kaiser, auf: „Lerne
leiden, ohne zu klagen" und seiner zweiten Tochter Sophie an ihrem
Geburtstage (14. Juni): „Bleibe fromm und gut, wie du es bisher
gewesen; dies ist der letzte Wunsch deines sterbenden Vaters." Heftig
weinend küßte Prinzessin Sophie ihren armen Vater. Einen Tag darauf,
am 15. Juni 1888, ist Kaiser Friedrich von seinem qualvollen Leiden,
das er standhaft wie ein Mann und geduldig getragen, durch den Tod
erlöst worden. Er liegt in der Friedenskirche zu Potsdam begraben au
der Seite seiner beiden Söhne, die ihm so früh im Tode vorangegangen
find. Das deutsche Volk wird ihn nie vergessen, „Unsern Fritz".