Full text: Zwölf Lebensbilder brandenburgisch-preußischer Regenten

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2. Der Wrin; rviss von seinem Vater fliehen. 
Als der Vater, der inzwischen König geworden war, merkte, daß 
sein Sohn anders tat, als er wollte, behandelte er ihn noch viel strenger. 
Nun hatte Friedrich einen treuen Freund, den Leutnant von Katte. Der 
war einmal dabei, als Quanz und der Kronprinz Flöte spielten. Da 
hörte er die Schritte des Königs auf dem Flur. „Der König kommt! , 
rief er. Voll Entsetzen packten die drei alles zusammen; Flöte und Noten 
wurden versteckt. Quanz verbarg sich in einem Nebenzimmer. Friedrich 
wollte gerade den Schlafrock ausziehen und seinen Uniformrock anlegen; 
da trat der Vater ein. Er merkte bald, was vorgefallen war, fand die 
Flöte und die Noten und warf in seinem Zorn den kostbaren Schlafrock 
ins Feuer. Dem Kronprinzen drohte er Prügel mit dem Stock an. 
Quanz entdeckte er nicht. Einst kam der König dazu, als Friedrich 
mit silbernen Messern und Gabeln aß. Da geriet der sparsame 
Vater in solche Erregung, daß er den Sohn mit dem Stock schlug. Um 
diese strenge Behandlung nicht länger ertragen zu müssen, wollte der 
Kronprinz nach England entfliehen. Sein treuer Freund Katte sollte 
ihm dabei behilflich sein. Als der König einst eine Reise durch Süd¬ 
deutschland machte und Friedrich ihn begleitete, sollte die Flucht aus¬ 
geführt werden. Ein Brief des Kronprinzen an den Leutnant von Katte 
geriet aber durch ein Versehen in des Königs Hände, so daß dieser alles 
erfuhr. Er ließ den Sohn gefangen nehmen, schlug ihn mit dem Stock 
ins Gesicht, daß das Blut lief und ließ ihn auf einem Schiffe den Rhein 
hinab nach Wesel bringen. Hier wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt 
und sollte zum Tode verurteilt werden. Als sich Vater und Sohn in 
Wesel zum erstenmal wiedersahen, packte den König ein solcher Zorn, 
daß er den Kronprinzen mit dem Degen durchbohren wollte. Ein alter 
General sprang dazwischen und rief: „Majestät, wollen Sie Blut, so 
töten Sie mich; aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Der Kronprinz 
wurde als Gefangener auf die Festung Küstrin gebracht, sein Freund 
Katte aber zum Tode verurteilt, weil er den Prinzen zur Fahnenflucht 
verleiten wollte. 
3. Wie es dem Kronprinzen in der Festung erging. 
Leutnant von Katte wurde in Küstrin enthauptet, und der Prinz 
sollte das mitansehen, so hatte es der Vater befohlen. Friedrich stand 
am Fenster, als sein Freund zum Richtplatz geführt wurde. „Vergib mir,
	        
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