Metadata: Grundriss der römischen Altertümer

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§ 94. Die Flotte. 
am Vorder- oder Hinterteile, ein Tierkopf u. dgl., an einer Stange 
das Wimpel (vexillutn navaie, Flagge) und als insigne (parasemon) 
des Schiffes über dem Bug ein Löwen-, Tieger-, Stier- oder 
Drachenkopf und darüber der Name des Schiffes, z. B. Taurus, 
A ictoria, Rhenus etc. Auf der puppis stand die tutela: ein ge¬ 
maltes, vergoldetes oder elfenbeinernes Standbild der Schutzgott¬ 
heit des Schiffes (Neptunus, Apollo, Dioskuren), daneben eine ara 
zum opfern. Der Schiffsschnabel (rostrum, e'ußoXoc) bestand an¬ 
fänglich nur aus einem hervorstehenden Balken mit einem Widder¬ 
kopf, ähnlich dem Mauerbrecher; dann legte man drei Balken 
mit Metallspitzen übereinander. Rings um das Yerdeck des Kriegs¬ 
schiffes liefen gallerieartige Brustwehren zum Schutze der Käm¬ 
pfenden. Auch Tüime nach Art der AVandeltürme errichtete man 
auf den Schiffen, von welchen herab man Geschosse schleuderte. 
Gefährlich war der Enterhaken (harpago, corvus, manns ferrea, 
Caes. b. c. 1, 57), ein starker, an einer Stange befestigter Haken: 
an Ketten liefs man die Stange auf das feindliche Schiff fallen^ 
um es heranzuziehen und hinüber zu gelangen. Man bediente sich 
auch langer Sicheln (falces navales), um die Taue zu zerschneiden. 
Besonders aber verwandten die Römer die von Duilius erfundene 
Ente) brücke, die etwa vier Fufs breit, mit Greländern und vorn 
mit Haken versehen war. Die Brücke liefs man, dem feindlichen 
Schiffe nahe gekommen, an Seilen, die über eine Leitrolle liefen, 
auf das gegnerische Fahrzeug herabfallen und die Soldaten stürm¬ 
ten hinüber. So suchten die Römer die Seeschlacht in ein Land¬ 
gefecht zu verwandeln. 
d. Bemannung. Der Seedienst war wenig geachtet und die 
Römer wollten dem Seesoldaten nicht einmal den Namen miles 
zuerkennen. A^ ährend der Republik nahmen sie Freigelassene 
und Sklaven zu Matrosen (nautae), Ruderknechten (reiniges) und 
Flottensoldaten (classiarii, classici, Tac. hist. 1, 87. 2, 11 epibatae), 
vorzugsweise aber wurden die Bundesgenossen zum Flottendienste 
beigezogen (daher socii navales). Der Sold war niedriger als jener 
der Legionäre; Dienstzeit 26 Jahre; wer als Peregrine so lange 
gedient, erlangte die Civität. Mit nautae bezeichnen die Schrift¬ 
steller öfters alle drei Arten von Schiffsleuten (Caes. b. Gr. 3, 9). 
In Zeiten der Not stellte man die classiarii in die Legionen ein. 
Eine Trireme zählte etwa 120 Mann Soldaten und 200 Ruderer. 
Die Bireme befehligte /1er nauarchus [Cie. in Verr. 5, 24, 60) mit 
einigen Centurionen, die Trireme der trierarchus (Tac. ann. 14, 8. 
hist. 2, 16); Flottenbefehlshaber (Admiral) war der praefectus
	        
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