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er denn mit dem 40. Lebensjahre öffentlich als Prophet auf. Er wollte die alte Religion
Abrahams wieder herstellen, erkannte zwar Moses und Christus als große Propheten
an, bezeichnete sich aber als den größten und letzten Propheten, nach dem kein anderer
mehr kommen werde. Der wichtigste Satz seiner neuen Lehre lautete: „Es ist nur
ein Gott (Allah ist Allah) und Mohammed ist sein Prophet." Dadurch suchte
er sein Volk vom Götzendienste zum Glauben an einen Gott zu bekehren. Aber er
fand zunächst wenig Anhänger; nur die Jugend und die Armen hörten auf ihn, wäh¬
rend die Vornehmsten seines Stammes, besonders die Koreischiten, ihn verlachten und
als einen Narren oder Betrüger erklärten. So lebte er, von der Welt verachtet und
verstoßen, 10 Jahre in Mekka. Außer seiner Gattin traten nur noch einige Verwandte
und Freunde auf seine Seite. Seine Not wuchs mit dem Tode seiner Gattin und dem
seines Oheims Abu Taleb, der ihn bisher beschützt hatte. In diese Zeit der äußeren
Bedrängnis fällt ein Traum, durch welchen sich Mohammed zuerst nach Jerusalem und
dann in den Himmel versetzt fühlte, wo ihn Gott als Krone und Zweck der Schöpfung,
die Patriarchen und Engel aber als Propheten bezeichneten. Solche Träume hatte er
dann ununterbrochen bis an sein Lebensende; er bezeichnete sie als göttliche Offen¬
barungen. Als nun die Koreischiten merkten, daß Mohammeds Eifern gegen den Götzen¬
dienst ihre Einnahme als Hüter der Kaaba schmälerte, beschlossen sie, ihn zu ermorden.
In einer Nacht umzingelten sie sein Haus, und nur durch List gelang ihm die Flucht
nach Medina 622. Mit dieser Flucht, Hedschra genannt, beginnen die Mohammedaner
ihre Zeitrechnung; sie zählen jedoch Mondjahre zu 354 Tagen. Die Hedschra ist mit
vielen Sagen ausgeschmückt worden. So soll Mohammed, von mekkanischen Reitern
verfolgt, sich mit seinem Freunde 3 Tage in einer Höhle verborgen haben und nur
dadurch gerettet worden sein, daß eine Spinne schnell ihr Gewebe über den Eingang
spann und eine brütende Taube ruhig in ihrem Neste auf den Eiern sitzen blieb. Als
nun die Feinde erschienen, nahmen sie sich nicht die Mühe, diesen nach ihrer Meinung
lange nicht betretenen Ort zu untersuchen. Dabei habe Mohammed seinen verzweifelnden
Freund mit den Worten getröstet: „Du glaubst, wir beide seien allein hier; aber wisse,
daß noch ein dritter, Gott, bei uns ist und uns gegen unsere Feinde schützt." Darum
sind den Muhammedanern Taube und Spinne heilig.
In Medina, dessen Bewohner den Mekkanern feindlich gesinnt waren, fand er
gastliche Aufnahme und zahlreiche Anhänger. An ihrer Spitze begann er den Kampf
mit den Mekkanern, indem er zugleich die Ausbreitung seiner neuen Lehre durch Feuer
und Schwert als Glaubenssatz aufstellte. Lange schwankte der Kamps. Erst als er mit
10 000 Kriegern anrückte, eroberte er Mekka. Er ließ sich nun als Herrscher und Prophet
huldigen, verfolgte die Götzendiener mit der äußersten Strenge, zerstörte die Götzenbilder
der Kaaba mit eigener Hand und machte diese zum Tempel des einen Gottes, als
dessen Propheten er sich bezeichnete. Auch die Juden trieb er aus dem Lande und dul¬
dete nur die Christen gegen Erlegung einer Kopfsteuer. Bald zwangen seine begeisterten
Scharen einen arabischen Stamm nach dem anderen zur Anerkennung des Propheten
und seiner Lehren, so daß ihm bald ganz Arabien gehorchte. Schon traf er Anstalten,
seine Lehre mit Waffengewalt auch in den Nachbarländern Arabiens auszubreiten, als
er 632 plötzlich zu Medina starb, wo er auch begraben wurde. Mekka und Medina
sind noch heute die heiligen Wallfahrtsorte der Mohammedaner. Auch als Beherrscher
von ganz Arabien blieb Mohammed seiner einfachen Lebensweise getreu. Er bereitete sich
oft selbst seine Speisen, flickte seine Kleider, reinigte seine Hütte mit eigener Hand,
melkte seine Ziegen selbst.' So einfach, wie seine Kleidung, die aus grobem Zeuge be¬
stand, war auch seine Nahrung: Gerstenbrot und Datteln, Milch und Wasser. Auch
nahm er keine besonderen Ehrenbezeigungen in Anspruch; nur der Vielweiberei hul¬
digte er.
b) Der Islam, d. h. die gläubige Ergebung in Gottes Willen, ist die von Mu¬
hammed gestiftete Religion. Ihre Lehren und Vorschriften sind im Koran aufgezeichnet.
Das ist das heilige Religions- uud Gesetzbuch der Muhammedaner, das der Sage nach
von Uranfang an in der Urschrift im siebenten Himmel vorhanden gewesen und in einer
gesegneten Nacht vom Erzengel Gabriel dem Muhammed mitgeteilt worden ist. Er ent¬
hält die Aussprüche, Gesichte und Träume des Propheten, die, angeblich göttliche Offen¬
barungen, erst zwei Jahre nach seinem Tode von seinem Nachfolger gesammelt worden sind.
Neben der Glaubens- und Sittenlehre umfaßt er auch die Vorschriften für
religiöse Gebräuche (Ceremonialgesetz) und die bürgerlichen Rechtsgrundsätze.
Wie Mohammed Moses und Christus als Propheten, gleichsam als seine Vorläufer,