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feit im Auslande gefürchtet blieb. Einer der berühmtesten ihrer Führer war
Georg von Frundsberg.
Maximilian richtete auch die erste Post in Deutschland ein. Früher war
eine Reise sehr gefahrvoll, und wer eine solche antrat, nahm nicht selten vor¬
her das heilige Abendmahl oder machte sein Testament. Besonders beschwer¬
lich war die. Beförderung von Briefen. Man konnte solche nur durch besondere
Boten oder mit Gelegenheit senden. Schon der deutsche Ritterorden richtete im
14. Jahrhundert „Briefställe" unb „Restposten" ein. Reitende Boten beför¬
derten nun die Briefe von einer Handelsstadt zur andern. Nach Orten aber,
die nicht an der Landstraße lagen, brauchte man noch immer besondere Boten.
Personen und Pakete wurden durch Lohnkutschen befördert. Da richtete Maxi¬
milian durch den Grafen von Thurn und Taxis 1516 die erste Post¬
verbindung zwischen Wien und Brüssel 'ein. Bald folgten andere Fürsten
seinem Beispiele; aber erst im 17. Jahrhunderte fing man an, auch Personen
durch die Post zu befördern.
Maximilian sorgte, wie alle seine Vorfahren, besonders für die Ver¬
größerung seiner Hausmacht. Er erwarb durch seine eigene Verheiratung
sowie durch die seines Sohnes und seiner Eukel die Niederlande, Spanien,
Böhmen und Ungarn. Er starb 1519.
VIII. Das Zeitalter der Reformation.
A. Der Reformator Dr. Martin Luther.
1. Bet 31. (DKtober 1517. Durch die Entdeckungen und Erfindungen
trat allmählich ein großer Umschwung im Leben des deutschen Volkes ein.
Aber auch auf religiösem Gebiete wurde damals eine gewaltige Umwälzung
hervorgerufen, und zwar durch den Wittenberger Mönch Dr. Martin Luther.
Der Tag, an dem diese Umwälzung ihren Anfang nahm, war der 31. Oktober
1517. Wittenberg war damals die Residenz des Kurfürsten von Sachsen.
Die Schloßkirche daselbst feierte am 1. November ihre Kirchweihe. Als die
Glocken am Abend vorher den Beginn des Abendgottesdienstes verkündeten,
drängte sich ein Mönch durch die vor der Kirche stehende Menge, heftete mit
einigen Hammerschlägen einen eng beschriebenen Bogen an die Kirchenthür und
verschwand dann in der Sakristei. Es war eine Schrift in lateinischer Sprache,
deren Überschrift in deutscher Übersetzung lautete: „Disputation zur Er¬
klärung der Kraft der Ablässe. Aus Liebe und Streben, die Wahrheit
an das Licht zu stellen, wird über nachfolgendes disputiert werden zu Witten¬
berg unter dem Vorsitze des ehrwürdigen Vaters Martin Luther. Im Namen
unseres Herrn Jesu Christi. Amen." Wittenberg war Universitätsstadt und
Luther Professor daselbst. Nun war es damals Brauch an den Universitäten,
Streitsätze oder Thesen, über welche man mit anderen Gelehrten zu streiten
oder zu disputieren begehrte, durch Anschlag an die Kirchenthüren öffentlich
bekannt zu geben. Im Abendgottesdienste lauschte die Gemeinde andächtig der
einfachen, innigen Predigt Luthers, der an dem Texte vom Zöllner Zachäns
den Unterschied zwischen Ablaß und wahrer Buße erklärte.