3. Durch den Apfelbaum, schwerbelaubt,
Fällt der Mutter ein Strahl aufs Haupt,
Glänzt dann auf Lieschens Blondhaar hell,
Gleitet hernieder aufs Katzenfell
Bis zu den Kätzchen winzig und klein:
Kriegt jedes sein bißchen Sonnenschein.
25. Strohhalm, Kohle und Bohne.
Jakob und Wilhelm Grimm.
In einem Dorfe wohnte eine arme alte Frau, die hatte ein Gericht
Bohnen zusammengebracht und wollte sie kochen. Sie machte also
auf ihrem Herd ein Feuer zurecht, und damit es desto schneller
brennen sollte, zündete sie es mit einer Handvoll Stroh an. Als sie
die Bohnen in den Topf schüttete, entfiel ihr unbemerkt eine, die
auf dem Boden neben einen Strohhalm zu liegen kam; bald danach
sprang auch eine glühende Kohle vom Herd zu den beiden herab.
Da fing der Strohhalm an und sprach: „Liebe Freunde, von wannen
kommt ihr her?“ Die Kohle antwortete: „Ich bin zu gutem Glück
dem Feuer entsprungen, und hätte ich das nicht mit Gewalt durch¬
gesetzt, so war mir der Tod gewiß; ich wäre zu Asche verbrannt.“
Die Bohne sagte: „Ich bin auch noch mit heiler Haut davongekommen,
aber hätte mich die Alte in den Topf gebracht, ich wäre ohne Barm¬
herzigkeit zu Brei gekocht worden wie meine Kameraden.“ „Wäre
mir denn ein besser Schicksal zuteil geworden?“ sprach das Stroh,
„alle meine Brüder hat die Alte in Feuer und Rauch aufgehen lassen,
sechzig hat sie auf einmal gepackt und ums Leben gebracht. Glück¬
licherweise bin ich ihr zwischen den Fingern durchgeschlüpft.“ „Was
sollen wir aber nun anfangen?“ sprach die Kohle. „Ich meine,“
antwortete die Bohne, „weil wir so glücklich dem Tode entronnen
sind, so wollen wir als gute Gesellen zusammenhalten und, da¬
mit uns hier nicht wieder ein neues Unglück ereilt, gemeinschaft¬
lich auswandern und in ein fremdes Land ziehen.“
Der Vorschlag gefiel den beiden andern, und sie machten sich
miteinander auf den Weg. Bald aber kamen sie an einen kleinen
Bach, und da keine Brücke oder Steg da war, so wußten sie nicht,
wie sie hinüberkommen sollten. Der Strohhalm fand guten Rat
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