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unter seine Söhne schwere Wirren. Durch Vermittelung Kaiser Friedrich
Barbarossas erhielten die Nachkommen seines ältesten Sohnes Schlesien als
von Polen lehnsabhängiges Herzogtum, 1163. Damals war Schlesien in
21 Kaftellaneien eingeteilt, deren Vorsteher Burggrafen waren. Ihre Sitze
hatSeit sich meist zu Städten entwickelt.
Zweiter Zeitraum.
Schlesien unter freien Herzögen, 1163-1835.
In dieser Zeit ging vorzüglich die Germanisierung des Landes vor sich.
Die schlesischen Herzöge traten mit deutschen Furstengeschlechtern in verwandt¬
schaftliche Beziehungen; deutsche Bauern, Bürger und Priester wanderten ein,
1261 erhielten die schlesischen Städte magdeburgisches Recht, und von den
Cistercienserklöstern aus verbreitete sich deutsche Bildung. Im 14. Jahrhundert
war die deutsche Sprache die herrschende. Niederschlesien war allerdings gegen
Oberschlesten bedeutend voraus.
Die politische Selbständigkeit konnte sich aber Schlesien nicht bewahren,
denn a) die in den Piastensamilien üblichen Länderteilungen schwächten die
Kraft der einzelnen Fürstentümer, b) häufig verzehrte auch die Verschwendung
der Fürsten die Kraft des Landes.
Während zu Ansang dieses Zeitraums Schlesien in Nieder-, Mittel- und
Oberfchlesien geteilt erscheint, treten feit 1201 Nieder- und Mittelschlesien ver¬
einigt als Herzogtum Niederschlesien rntf7 das durch drei Generationen unge¬
teilt bleibt.
a) Mdei'schlesien. Die wichtigsten Herzöge sind: Heinrich I., der Bär¬
tige, 1201—1238, der Gemahl der hl. Hedwig, der Patronin Schlesiens;
Heinrich II., 1238—1241, der in der Mongolenschlacht bei Wahlstatt
seinen Tod fand. Seitdem beginnen die Bruderkriege und die Teilungen.
Zuerst entstanden drei Herrschaften: Liegnitz, Breslau und Glogau.
Bald ward jede bedeutendere Stadt der Sitz eines Fürsten. Zufällig
vereinigten sich Liegnitz, Brieg und Wohlau in einer Hand.
b) ©bersdilrfien. Hier begannen die Teilungen seit 1278. Die wichtigsten
Herrschaften waren: Teschen, Beuthen, Oppeln, ÄMbor und Jägerndorf.
Diese Zerrissenheit Schlesiens gab dem Könige Johann von Böhmen
die erwünschte Gelegenheit, das Land von sich abhängig zu machen. Zwar
protestierte Polen dagegen, aber im Jahre 1335 zwang Johann den König
Kasimir II. von Polen zu dem Vertrage von Trenczin, in dem letzterer seinen
Ansprüchen auf Schlesien entsagte.
Dritter Zeitraum.
Schlesien unter böhmischer unb ungarischer Herrschaft, 1335-1526.
Nach dem Verluste seiner Unabhängigkeit teilte Schlesien als Nebenland
Böhmens dessen Schicksale. Die für Böhmen so väterliche Regierung Karls IV.
kam auch Schlesien, namentlich der Stadt Breslau, zu gute.
Nach bem Aussterben der Luxemburger huldigte Schlesien Kaiser